Kantorin sitz vor der Orgel
Kantorin Yi-Wen Lai brilliert an der Steinmann-Orgel von 1964.

Lippischer Orgelsommer in Bad Salzuflen

Musikalischer Glanz in geschichtsträchtigem Gotteshaus

Bad Salzuflen. Rund 120 Gäste sind der Einladung zum Lippischen Orgelsommer in der evangelisch-reformierten Stadtkirche Bad Salzuflen gefolgt. Unter dem hohen Gewölbe der denkmalgeschützten Kirche verband sich Musikgenuss mit lebendiger Geschichtsvermittlung.

„Als die Idee des Orgelsommers vor 20 Jahren von der Lippischen Landeskirche und dem Lippischen Heimatbund ins Leben gerufen wurde, wollte man die Schätze der Orgellandschaft in Lippe bekannter machen“, erklärte Brigitte Scheuer vom Heimatbund zur Begrüßung. Gemeinsam mit Pfarrerin Irene Preuß hieß sie die Gäste willkommen. Preuß führte anschließend in einem Videovortrag kenntnisreich durch die wechselvolle Baugeschichte der Stadtkirche.

Die Ursprünge des Gotteshauses reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. 1322 wird erstmals eine Kapelle auf dem Hallenbrink, der höchsten Erhebung der Altstadt, erwähnt. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus die heutige Stadtkirche, die mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Ein schwerer Blitzeinschlag zerstörte 1762 große Teile des Gebäudes, doch schon drei Jahre später konnte die Gemeinde eine neue, klassizistische Saalkirche einweihen. Schlichtheit und Klarheit prägen das Gotteshaus bis heute – Ausdruck der reformierten Tradition, die allein Wortverkündigung und Abendmahl in den Mittelpunkt stellt. Im Inneren dominiert die helle Gestaltung mit Kanzel und dem Prinzip der Gleichwertigkeit aller Gemeindeglieder. 1892 folgte eine Erweiterung im Stil der Neogotik und in den 1960er-Jahren eine umfassende Renovierung. Die heutige Orgel wurde 1964 von der Werkstatt Gustav Steinmann in Vlotho-Wehrendorf erbaut. Mit 26 Registern verteilt auf zwei Manuale und Pedal verfügt sie über ein vielseitiges Klangspektrum, das beim Konzert eindrucksvoll zur Geltung kam.

Nach dem Kaffeetrinken im Gemeindehaus lag die musikalische Gestaltung in den Händen von Kantorin Yi-Wen Lai, die seit 2023 an der Stadtkirche wirkt. Mit souveräner Technik und viel Ausdruckskraft spannte sie einen Bogen von barocker Strenge bis hin zu romantischer Klangfülle. Das Programm begann majestätisch mit dem Präludium F-Dur von Vincent Lübeck, einem Vertreter der Norddeutschen Orgelschule und Zeitgenosse Bachs. Es folgten Werke von Johann Sebastian Bach, darunter das Vivace der Triosonate c-Moll BWV 526 und das virtuose Präludium und Fuge a-Moll BWV 543. Die Choralbearbeitung „Jesus bleibet meine Freude“ erklang im lieblichen Ton. Mozarts düstere Fantasia in f-Moll KV 594, im Jahr 1790 als Trauermusik für eine mechanische Orgel komponiert, verlieh dem Konzert eine besondere Tiefe. Glanzvoll interpretierte Lai Mendelssohns Sonate IV B-Dur op. 65 Nr. 4, deren „Andante religioso“ mit sanftem Tremulant dahinschwebte. Zum Ausklang wurde das Gemeindelied „Freuet euch der schönen Erde“ (EG 510) angestimmt. Die Gäste dankten der Kantorin mit lang anhaltendem Applaus.

Abschluss des Orgelsommers: Sonntag, 24. August, 15 Uhr, Kirche zu Bergkirchen.

20.08.2025