Archiv 2005 - 2001

24.02.2003

Ansprechen und in die Augen sehen

Pressemitteilung: Seminar zeigte, wie man Konflikte friedlich lösen kann

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Der Umgang mit gewalttätigen Situationen lässt sich übern: Deeskalationstrainer Frank Spitzauer in Aktion. Links Ralf Leßmann von der Evangelischen Erwachsenenbildung.

17 Teilnehmer wollten von den beiden Deeskalationstrainern Dagmar Mrosek und Frank Spitzauer wissen, wie sie Gewalt vermeiden und ihr begegnen können: sei es auf dem Schulhof, im Bus oder auch zu Hause. „Gewalt ist alles das, was wehtut, und zwar seelisch, körperlich und geistig“, definierten die Teilnehmer. Und das heißt auch, dass man Gewalt erst einmal erkennen muss – also wo zum Beispiel in einer Kabbelsituation der Spaß für ein beteiligtes Kind aufhört und die Gewalt anfängt.
Waltraud Meutzner arbeitet mit Grundschulkindern. Sie nahm an dem Seminar teil, um zu erfahren, wie sie selbst besser reagieren kann. „Bei den Kindern wird Gewalt schon ganz großgeschrieben“, berichtete sie. Da werde schon mal nachgetreten, Spielzeug weggenommen und auch geschlagen. Bisher habe sie dann immer aus dem Bauch heraus geschlichtet. Im Deeskalationsseminar hat sie gelernt, dass es besser ist, zunächst kurz über die Situation nachzudenken und dann zu handeln. Außerdem sei es wichtig, sich in die Lage des Opfers zu versetzen und aus dieser Sichtweise heraus aktiv zu werden. Die Lösungsansätze sind in ganz unterschiedlichen Situationen von Gewalt - ob unter Jugendlichen, in der Schule oder in der Straßenbahn - sehr ähnlich, erklärt Dagmar Mrosek. Die Trainer stellten mit den Teilnehmern verschiedene Situationen nach.
Zum Beispiel eine mögliche Szene im Bus: Ein Neonazi pöbelt eine farbige Mitbürgerin an. Einige Mitfahrer verhalten sich passiv, einer geht zum Busfahrer und macht auf die Situation aufmerksam, eine weitere Mitfahrerin setzt sich direkt neben die Frau, um Solidarität zu zeigen: eine Geste, die vom Opfer aus gesehen am besten ankam. Wichtig ist, so die Trainer, in gefährlichen Situationen einen Schritt zurückzutreten und nachzudenken: Was will ich, was kann ich tun. Und zwar auch, wenn ich selbst das Opfer bin. Es könne helfen, unvermittelt sehr laut zu schreien, um die Täter zu irritieren. Wenn möglich, solle man Unterstützung bei anderen holen, indem man sie direkt anschaue und konkret um Hilfe bitte. Öffentlichkeit herstellen, direkt ansprechen, in die Augen gucken und die Stimme einsetzen: das seien Lösungsansätze, die in Gewaltsituationen nützen können. Und die helfen, Zivilcourage zu entwickeln.

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