Archiv 2005 - 2001

22.09.2002

Kirchen waren der Politik weit voraus

Pressemitteilung: Polnischer Konsul würdigt Versöhnungsarbeit der Christen

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Konsul Janosz Styczek, Martin Böttcher, der Vorsitzende der lippischen Landessynode, und Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier (von links).

Im Rahmen der 10. reformierten Polen-Litauen-Lippe Konsultation war Styczek Ehrengast einer abendlichen Begegnung im Gemeindehaus am Markt. Die Lippische Landeskirche ist Gastgeber dieses Treffens mit den leitenden Vertretern der Partnerkirchen in Polen und Litauen.
Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier konnte außer den internationalen Gästen auch Landrat Friedel Heuwinkel, Detmolds Bürgermeister Friedrich Brakemeier und weitere Vertreter der Politik begrüßen.
Der Konsul hob besonders die Bedeutung der sogenannten Ost-Denkschrift hervor, die 1965 von der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlicht wurde. Für die Ostpolitik des späteren Bundeskanzlers Willy Brandt, die nach Styczeks Worten „stark religiös motiviert“ war, sei diese Stellungnahme von entscheidendem Einfluss gewesen. Der Referent zeichnete den Weg des deutsch-polnischen Verhältnisses vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Gegenwart nach. Die deutschen Hilfsaktionen seit den achtziger Jahren, oft kirchlich organisiert, hätten das Deutschlandbild der Polen maßgeblich verändert: „Nichts war von größerem Wert für unser gutes Verhältnis.“ Die Partnerschaft zwischen der Lippischen Landeskirche und der Evangelisch-reformierten Kirche in Polen sei ein Baustein in dieser vielfältigen Beziehung. Seit 1982 und seit 1997 auf vertraglicher Basis ist die Lippische Landeskirche mit der Evangelisch-reformierten Kirche in Polen partnerschaftlich verbunden. „Wir verstehen unsere Partnerschaft als einen sichtbaren Schritt auf dem Weg der Versöhnung zwischen Kirchen und Völkern, deren Beziehung durch den von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg zerstört wurde“, heißt es in dem Partnerschaftsvertrag vom 25. Oktober 1997. Dennoch bleibe noch viel zu tun, um das gegenseitigen Verständnis der beiden Völker zu vertiefen: „Vorurteile halten sich lange.“ Der einzige Weg sei ein verstärkter Austausch, besonders bei der jungen Generation. Der Konsul äußerte sich dankbar, dass Deutschland das polnische Ziel einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union unterstützt. Zwar sei es vorläufig ein Wunschtraum, dass die beiden Nachbarländer gemeinsam als Motor der europäischen Einigung wirken. Aber Polen als künftig größtes slawisches Land der EU könne auf Grund seiner besonderen Beziehungen zu Deutschland hier doch eine wesentliche Rolle spielen.

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