Archiv 2005 - 2001

02.11.2004

Lutherisch und reformiert

Pressemitteilung: Lutherisch und reformiert Großes Interesse an Vortrag und Diskussion in der Theologischen Bibliothek

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v.l. Pastorin Bettina Hanke-Postma konnte in der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche die Theologen Jörg Deppermann und Gesine von Kloeden-Freudenberg zum Thema „Lutherisch-reformiert. Wo ist der kleine Unterschied?“ begrüßen.

„Wir haben in Lippe eine weltweit einmalige Situation: lutherische und reformierte Gemeinden zusammen unter dem Dach einer Kirche, der Lippischen Landeskirche“, erklärt Gesine von Kloeden-Freudenberg den gespannt zuhörenden Besuchern. Die Theologin gibt einen Überblick darüber, wie dieses Zusammenleben entstanden ist: nach der Reformation nahm im 16. Jahrhundert zuerst Lemgo und dann ganz Lippe den lutherischen Glauben an. Später führte Simon VI. den reformierten Glauben ein. „Er wollte Luthers Idee, dass jeder mündige Christ ein Priester ist, konsequent weiterführen“, erläutert von Kloeden-Freudenberg. Simon führte ein Gesangbuch mit deutschen Psalmen ein und verbannte die Dämonenaustreibung aus den Kirchen. Auch das Niederknien und Bekreuzigen schaffte er ab. Im Jahr 1605 wurde in Detmold zum ersten Mal das Abendmahl in reformierter Weise gefeiert. Seitdem hielt dieser Glaube Einzug in fast ganz Lippe, nur einige Gemeinden in Lemgo widersetzten sich dauerhaft. In der Hansestadt behielt man sich das Recht vor, die Pfarreien lutherisch zu besetzen. Später zogen dann auch Menschen lutherischen Glaubens von außerhalb nach Lippe. Doch der Großteil der Region ist reformiert geblieben. In den reformierten Gottesdiensten steht nicht die Liturgie, sondern die Predigt im Mittelpunkt: „Gottes Wort ist das Wichtigste, durch nichts zu ersetzen“, erklärt die Theologin. Eine Tradition, die auf mittelalterliche Predigtgottesdienste zurückgehe. Bei den Reformierten gibt es auch keinen Altar, sondern einen Abendmahlstisch. „Ein Altar ist so etwas wie ein heiliger Tisch. Im reformierten Glauben gibt es aber keine heiligen Möbel und auch keine heiligen Gebäude.“ In den Kirchen sind keine Bilder zu sehen, denn „Gott hat verboten, sich ein Bildnis von ihm zu machen“. Das Abendmahl feiern die Reformierten seltener als die Lutheraner, in der Regel nur einmal im Monat und „Brot und Wein bleiben einfach Brot und Wein.“ Denn nach der Lehre des Reformators Johannes Calvin sei Jesus nicht in den Elementen anwesend, sondern durch den Heiligen Geist in der Gemeinschaft. Trotzdem: seit der Leuenberger Konkordie von 1973 ist das gemeinsame Abendmahl zwischen Reformierten und Lutheranern möglich und die Pastoren können sich gegenseitig bei der Predigt vertreten. Unterschiede sind da, sie sollten auch nicht aufgeweicht werden, finden die beiden Theologen: „Es ist wichtig zu wissen, warum sich bestimmte Gottesdienstformen entwickelt haben, woher man kommt, welche Wurzeln man hat“, so Jörg Deppermann. Und Gesine von Kloeden-Freudenberg ergänzt: „Beide Glaubensformen haben ihre Stärken, es bringt nichts, das über Bord zu werfen. Wir sollten viel gemeinsam machen, aber unsere Traditionen beibehalten.“

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