Archiv 2005 - 2001

27.12.2003

„Mein“ Weihnachten – in der Wohngruppe oder im Hotelrestaurant

Pressemitteilung: Landessuperintendent Noltensmeier besuchte an Heiligabend Berufstätige in Behindertenhilfe und Gastronomie

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oben: Gespräch mit den Küchenchefs: Gerrit Noltensmeier, Walter Nolte (Mitte) und Wolfgang Jänsch.

unten: Gespräch im Jobsthardehaus: Gerrit Noltensmeier und Heidrun Klenke-Bossert.

Menschen, die arbeiten müssen, während andere feiern: Zwei ganz verschiedene Berufsgruppen bekamen Besuch vom leitenden Theologen der Lippischen Landeskirche, der damit seine Wertschätzung und Anerkennung zum Ausdruck brachte für diesen Dienst am Fest der Geburt Christi.
Ist es eine Belastung, gerade heute in der Küche zu stehen oder im Restaurant Gäste zu bedienen? Die Familie kann schon darunter leiden, zeigt das Gespräch im „Stern“. Walter Nolte räumt ein, dass seine beiden inzwischen erwachsenen Kinder wenig von Weihnachten hatten. „Wenn die Familie nicht mitspielt, geht es nicht. Da sind schon Ehen in die Brüche gegangen.“ Wer in der Gastronomie arbeitet, hat ohnehin einen anderen Lebensrhythmus.
Und Weihnachten – für das Team des renommierten Hotels ist es offensichtlich Ehrensache, den Gästen gerade an diesem Tag ein schönes Fest zu bereiten. Im großen Saal sind die Tische für 130 Personen schon stilvoll gedeckt und geschmückt. Die Küche bereitet ein opulentes Fünf-Gänge-Menu vor. Die Chefs in Küche und Restaurant, aber auch die Auszubildenden setzen alles daran, dass es gelingt.
Sind die Gäste an diesem Tag anders als sonst, will Noltensmeier wissen, vielleicht anspruchsvoller oder in besonders lockerer Stimmung? Oberkellner Stefano Lidonnici verneint – jedenfalls nicht generell, meint er, das Gästeverhalten sei immer verschieden. Auf jeden Fall ist dies „ihr“ Weihnachten, das jeder in seiner Rolle prägt: Gäste und Personal in Service und Küche. „Es ist unser Zuhause“, meint Thorsten Federschmid, Auszubildender zum Restaurantfachmann, und sein Kollege Daniel Wendt, der Koch lernt, ergänzt, der bevorstehende festliche Abend sei „fast eine Familienfeier“.
Anders und dennoch ähnlich ist das in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung. Zum Bespiel im Haus Bethanien der Stiftung Eben-Ezer in Lemgo. Auf der Wohngruppe, die Marianne Kosanke leitet, leben zwölf Bewohner. Sie werden hier am Nachmittag und Abend Weihnachten feiern – zusammen mit rund 20 Eltern und Angehörigen. Für die Heilerziehungspflegerin Kosanke und ihre Kolleginnen bedeutet das einerseits enormen Vorbereitungsstress. Andererseits ist die Freude groß – es ist eben auch ihr Weihnachten, in Gemeinschaft mit den Schutzbefohlenen, die sie kennt und liebt. „Wir erleben oft eine ungeheure Nähe zu den Menschen, die wir betreuen“, sagt der Heilpädagoge Ralf Küssner, Hausleiter von „Bethanien“ und Vorgesetzter von 40 Mitarbeitern.
Am frühen Nachmittag wird Schichtwechsel sein. Dann darf die Erzieherin Annkathrin Dicco-Leitzke nach Hause zu ihrem Mann und ihrer siebenjährigen Tochter. Der Dienstplan berücksichtigt familiäre Situationen – es sei nie ein Problem, ihn zu erstellen, betont Küssner: „Die Mitarbeitenden regeln das weitgehend untereinander.“
Das ist auch ein paar Schritte weiter im Jobsthardehaus so, wie Hausleiterin Heidrun Klenke-Bossert erklärt. Die 80 Bewohner leben in sieben Gruppen, 32 Mitarbeiter auf knapp 27 Stellen teilen sich den Dienst. Die Chefin wird an Heiligabend etwa zwischen fünf und sechs zu Hause sein. Früher wurde es auch mal halb neun – bis ihre drei Kinder die Ansprüche auf ihre Mutter deutlich anmeldeten. Weihnachten – das bedeutet auch im Jobsthardehaus enorm viel Arbeit: „Unsere Mitarbeiter besorgen, oft in ihrer Freizeit, für jeden Bewohner ein Geschenk“, berichtet die Sozialpädagogin Heidrun Klenke-Bossert. Aber sie ist sicher, dass dieses Fest von allen nicht als Belastung empfunden wird, sondern als Höhepunkt.

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