Archiv 2005 - 2001

12.11.2001

Terror hilft nicht gegen Terror

Pressemitteilung: Eröffnung Friedensdekade

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Kleine Widerhaken und skurrile Abwege: der Kabarettist Johann-Christof Stolle

„Der Friede hat eben immer noch eine Menge Globalisierungsgegner“ – Sätze wie dieser sind keine Gags, die schenkelklatschende Zustimmung auslösen, sondern kleine Stolpersteine zum Nachdenken. Stolle schießt weniger mit scharfer Munition (was für die Friedensdekade auch nicht so gut passen würde), sondern arbeitet mit unspektakulären Widerhaken, die sich aber durchaus festbeißen. Er beschreitet dabei sprachlich skurrile Wege und Abwege – etwa, wenn es vordergründig um Schönheitschirurgie geht und um ihren Anlass, tiefe Falten im Gesicht. Wodurch sind sie verursacht? Durch Grübeln über unbeantworteten Fragen. Und „auf der Talsohle dieser Faltenschluchten herrscht ewiger Schatten, was eine UV-Schädigung der Haut dauerhaft verhindert.“ Die Glattgesichter dagegen, die sich schön operieren lassen, sollten sofort mit dem Grübeln aufhören. Denn sonst verrutschen die Implantate...
Subtil und trotzdem deutlich geht’s zur Sache. Überall ist die innere Sicherheit in Gefahr: „Wohnungseigentümer verklagen die Bauherren, weil der Nachbar Einblick in den Vorgarten hat.“ Terroristen, sagt Stolle mit feinem Lächeln, stehen an jeder Straßenecke, um unsere freiheitliche Gesellschaft zu versenken. Und damit es nicht so weit kommt, machen wir das vorher schon selber: „Terror dem Terror? Das kürzt sich nicht weg, das multipliziert sich.“ Besinnung ist nötig, sonst „werden uns die Übeltäter entkommen und triumphieren, die, die den Krieg der Kulturen wirklich wollen, eben weil er das Ende jeglicher Kultur ist.“
Kritische Fragen stellte der Vorsitzende der Arbeitsgemeischaft christlicher Kirchen (ACK) in Lippe, Pfarrer Stehan Schmitpeter aus Varenholz, in seiner Eröffnungsansprache: Können durch die Angriffe in Afghanistan Osama bin Laden und seine Truppen verhaftet und unschädlich gemacht werden? Wer soll Afghanistan später regieren? Können die vom Innenminister vorgestellten Punkte tatsächlich dazu dienen, Terroristen rechtzeitig aufzuspüren? „Nach allem, was wir über die Terroristen wissen, die in Deutschland gelebt haben, ist das sehr unwahrscheinlich“, sagte Schmidtpeter.
Terroristen und Verbrecher müssten von staatlichen Organen verfolgt werden. Dies sei üblicherweise Polizeiarbeit. Deshalb sollte die Suche nach Terroristen und den Kampf dagegen als Polizeiaktion aufgefasst werden und nicht als Krieg. Der Begriff Krieg führe hier zu großer Verwirrung. Schmidtpeter: „Wir sind nicht im Krieg gegen Terroristen, auch nicht gegen Afghanistan. Diese Begrifflichkeit wertet die Terroristen zur Krieg führenden Macht auf, obwohl es sich doch um Verbrecher handelt. Im Frieden leben wir allerdings auch nicht.“

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