Archiv 2005 - 2001

05.10.2001

Für den Terror gibt es keine einfachen Erklärungsmuster

Pressemitteilung: Für den Terror gibt es keine einfachen Erklärungsmuster

Es ging um Terrorismus und seine Bekämpfung in der Diskussion, zu der die lippische SPD ihren Bundestagsabgeordneten Rainer Brinkmann und Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier am Montag (8.10.) in die Detmolder Stadthalle eingeladen hatte. Der beklemmende Kontrast zwischen Flüchtlingselend und den Aktienkursen, der sich im Stil heutiger Nachrichtensender zeigt, war für den leitenden Theologen der Lippischen Landeskirche Anlass zu einer nachdenklichen Überlegung. Das unverhüllte Gesicht einer Kultur, die sich nur an Kapital, Gewinn und Erfolg orientiert und auf alles andere verächtlich herabsieht - kann es nicht sein, dass dies Hass und tödliche Feindschaft auslöst?
Die Einschätzung der amerikanischen Militäraktionen in Afghanistan war beherrschendes Thema der lebhaften Diskussion. Brinkmann warnte vor der Verwendung des Begriffes Krieg, denn es handle sich nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Staaten. Die Gegenschläge mit dem Ziel, den Terroristen ihre materiellen und logistischen Voraussetzungen zu zerstören, hält der Abgeordnete für notwendig: "Nicht zu reagieren wäre nicht verantwortlich." Dem stimmte Noltensmeier prinzipiell zu, wies aber auf manche offenen Fragen hin. Wie die Situation in Afghanistan tatsächlich aussieht und die Militäraktionen folglich zu beurteilen sind, wüssten nur die Geheimdienste und einige wenige Politiker. Ihre Aufgabe sei es, sich jetzt auch auf andere, nichtmilitärische Möglichkeiten zu konzentrieren.
Viele Diskussionsteilnehmer äußerten Unbehagen und Ratlosigkeit angesichts der amerikanischen Angriffe, einige wandten sich klar dagegen. Einig war man sich darin, dass die tieferen Ursachen des Terrors bekämpft werden müssen. Allgemein wurden hier Armut und Ungerechtigkeit genannt, im Besonderen das Verhältnis zwischen Israel und den Palästinensern. Ob dies allerdings der Kern des Problems ist, darüber gingen die Meinungen auseinander. Noltensmeier warnte vor zu einfachen Erklärungsmuster für den unbegreiflichen Terror. Dass soziale Ungerechtigkeit nicht der einzige Grund sei, zeigten schon die sozialen Verhältnisse der Täter und Drahtzieher der Verbrechen: Sie stammen, so weit bekannt, größtenteils aus wohlhabenden oder reichen Familien. "Es gibt auch die Motivation zum menschenverachtenden Terror aus religiöser Verblendung", sagte der Landessuperintendent.
Um so dringlicher sei der Dialog zwischen den Religionen, auch und gerade auf lokaler und regionaler Ebene. Ebenso wichtig: Der Schulterschluss aller, die sich gegen Gewalt engagieren.

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