Lippische Landessynode beschloss eine Erklärung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr - weiteres Thema: Alltagschristentum

Tagung digital: die Lippische Landessynode, im Bild mit dem Synodalvorstand: Präses Michael Keil, Dirk Henrich-Held und Dr. Matthias Windmann. v.l.

Die Lippische Landessynode hat auf ihrer Tagung am 12. Juni eine Stellungnahme zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr beschlossen -

vor dem Hintergrund, dass mit Augustdorf einer der größten Bundeswehrstandorte, von dem aus Einheiten in militärische Auslandseinsätze entsandt werden, in Lippe liegt.

Sie äußert darin ihre Besorgnis über die wachsende Zahl an Auslandseinsätzen, erklärt aber auch ihre Verbundenheit mit den Soldatinnen und Soldaten sowie den Mitarbeitenden in zivilen Friedensdiensten.

Ausgehend von einer grundlegenden Skepsis gegenüber militärischem Gewaltgebrauch soll die zivile Konfliktbearbeitung im Umgang mit Krisen im Ausland Vorrang haben. Falls Gewalt aber als letztes und äußerstes Mittel („ultima ratio“) im Sinne einer Schutzverantwortung in den Blick kommt, müssten die klassischen Prüfkriterien einer Ethik rechtserhaltender Gewalt erfüllt sein. Als eigenen Beitrag will die Landeskirche die Ausbildung und den dreijährigen Einsatz einer Friedensfachkraft finanzieren.

Ein weiterer Beschluss betrifft die Aufhebung von fünf bereits vakanten Pfarrstellen in den evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Barntrup, Detmold-Ost, Helpup, Hohenhausen und Lage. Die Aufhebung erfolgt in Anpassung an die rückläufige Entwicklung bei der Anzahl der Gemeindeglieder.

Die Synodalen beschäftigten sich außerdem mit dem Thema Alltagschristentum und hörten dazu einen Impulsvortrag des Theologen Professor Günter Thomas (Ruhruniversität Bochum) Er forderte, die Alltagschristen wieder stärker in den Blick zu nehmen. Die Kirche sei zu sehr einem System mit den in der Kirche hauptberuflich Beschäftigten sowie professionellen Organisationen wie der Diakonie verhaftet. Alltagschristen arbeiteten in allen Berufsgruppen – sie seien zum Beispiel Verkäuferin, Kosmetiker, Heizungsbauerin oder auch Stadtplaner. In diesem Zusammenhang fragt Thomas: „Wie können wir den Anschluss an die Berufswelten wiederfinden?“  Ihm gehe es um die Rettung des lebendigen Protestantismus.

In Arbeitsgruppen diskutierten die Synodalen mit unterschiedlichen ersten Meinungen. Diese reichten von: Kirche sei entfernt von der Alltagswirklichkeit bis hin zu der Überzeugung, dass Alltagschristentum sehr wohl in Gesprächen und Besuchen in den Gemeinden stattfinde.

Professor Thomas hinterfragte auch die Rolle der Kirche in der Coronakrise. Sie hätte die Klage, wie sie etwa aus vielen Psalmen spreche, in Coronazeiten stärker wiederentdecken müssen. „Wir brauchen in diesen Zeiten Klagemauern", erklärte der evangelische Theologe, der an der Bochumer Ruhr-Universität den Lehrstuhl für Ethik und Fundamentaltheologie innehat. "Wir brauchen diese Ritzen, in die Menschen so heimlich wie öffentlich ihren Verzweiflungsglauben stecken können", sagte er. Der Mut zur stillen oder lauten Wut in der Klage sei befreiend.

Hier finden Sie die Stellungnahme der Synode zum Thema Auslandseinsätze im Wortlaut. Außerdem sind hier Vorträge und Impulse aus dem Entstehungsprozess der Erklärung dokumentiert.

 

13.06.2021