Christuskirche täglich geöffnet

Pfarrer Huchthausen: „Gelegenheit zur inneren Einkehr und zum Verweilen“

Pfarrer Nils Huchthausen (Mitte) überreichte den Schlüssel für das Kirchenportal den Ehrenamtlichen, die während der Woche die Kirche öffnen und dort anwesend sind.

Detmold. Das Schild mit der stilisierten Kirche und dem weit geöffneten Kirchenportal zeigt auf einen Blick: Die Christuskirche auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz ist verlässlich offen. Sie lädt von Anfang April bis Ende September täglich von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr ein zu Besinnung, Begegnung und Besichtigung. Nils Huchthausen, Pfarrer der ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West, und das Team der rund 20 Ehrenamtlichen, die in der Kirche zu den Öffnungszeiten präsent sind, nahmen jetzt (4. Juli) das offizielle Signet einer verlässlich geöffneten Kirche in Empfang.

Um das geschützte Zeichen zu erwerben, waren einige Voraussetzungen zu erfüllen. Pfarrer Huchthausen fand in den Gemeindekreisen und -gruppen eine ausreichende Anzahl von Freiwilligen, um ein Empfangsteam zusammenzustellen. Huchthausen: „Erst durch den Dienst der Ehrenamtlichen wird es möglich, während der Woche die Kirche den Menschen zugänglich zu machen. Ein wichtiges Zeichen einer einladenden und offenen Kirche!“ Im Jahr 2008 wird der 100. Jahrestag der Einweihung der Christuskirche gefeiert. „Wir freuen uns sehr, dass unsere schöne Christuskirche im Vorjahr ihres hundertsten Geburtstags auch außerhalb der Gottesdienstzeiten Besucherinnen und Besuchern zur inneren Einkehr und zum Verweilen inmitten des Alltags offen steht.“

Aus Anlass der Signetübergabe erläuterte die Kunsthistorikerin Dr. Martina Sünder-Gass dem Empfangsteam die Baugeschichte der Kirche, damit die Ehrenamtlichen geschichtsinteressierten Gästen die historische Dimension der Christuskirche verdeutlichen können. Dr. Sünder-Gass hat sich wissenschaftlich mit Geschichte und Architektur des reformierten Gotteshauses befasst und wird ihre Forschungsergebnisse im nächsten Jahr in einer Jubiläumsfestschrift veröffentlichen.

Die Kunsthistorikerin berichtete, dass dem Kirchenneubau eine 20-jährige Planungszeit vorausging, bevor am 27. April 1905 der erste Spatenstich erfolgte und das Bauwerk am 12. Januar 1908 eingeweiht wurde. Schon ausgangs des 19. Jahrhunderts habe der neugotische Baustil der Kirche als überaus konservativ gegolten. Kritiker hätten den Entwurf des aus Detmold stammenden und in Berlin ansässigen Architekten Otto Kuhlmann (1873-1948) als „zu katholisch“ eingestuft. Der Gemeindebauausschuss habe jedoch an der Planung unbeeindruckt festgehalten, weil der konservative Gemeindevorstand offenbar unbedingt eine „kathedralenähnliche Repräsentationskirche“ habe errichten wollen, vermutet Dr. Sünder-Gass.

Nach Zeitzeugenberichten hätten bei der Einweihung alle Beteiligten mit Stolz auf ein reich geschmücktes und prächtig ausgestattetes Gotteshaus geblickt. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Einstellung eines großen Teils der Bevölkerung zur Kunstepoche des Historismus grundlegend. Man begegnete ihm zunehmend kritisch. Als in Folge einiger Beschädigungen durch Kriegseinwirkung eine Renovierung größeren Ausmaßes anstand, entschied man sich 1961/62 für eine zeitgemäße Vereinfachung: Die Ausstattung mit farbiger und überwiegend ornamental bemalter Verglasung, mit ebenso gestalteten Wänden und gewaltigen Kronleuchtern traf auf Ablehnung. Die Weißtünchung der Wände und eine helle Bleiverglasung wurden zudem als dem evangelisch-reformierten Kirchenbau angemessener erachtet. Als wichtigste Ausstattungsstücke blieben Kanzel, Abendmahlstisch, Taufbecken und Gemeindegestühl erhalten.

Unter dem Chor befindet sich die Gruft der Fürstenfamilie zu Lippe. Die Gruft steht im privaten Eigentum und ist trotz der täglich geöffneten Kirche nicht öffentlich zugänglich.

Im Bereich der Lippischen Landeskirche ist die Detmolder Christuskirche das 26. Kirchengebäude, das mit dem Signet einer verlässlich geöffneten Kirche ausgezeichnet wurde. Alle offenen Kirchen in Lippe sind zu finden unter: www.lippische-landeskirche.de

09.07.2007