Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (links) sprach auf Einladung von Gemeindepfarrer Burkhard Krebber (rechts) im Rahmen der Taufhemdenausstellung über Aspekte der Taufpraxis.

Gabe und Aufgabe

Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann hielt Vortrag zur Taufe

Detmold. „Gott soll das Kind auf seinem zukünftigen Lebensweg begleiten und es vor Gefahren schützen.“ Das sei die verständliche Erwartung vieler Eltern an die Taufe - doch als evangelischer Theologe sehe er noch mehr darin: Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann sprach über die heute übliche Taufpraxis am Mittwoch, 18. März, im reformierten Gemeindehaus am Markt. Dort wird zur Zeit eine Taufhemden-Ausstellung niederländischer Textilkünstlerinnen gezeigt.

Die Beweggründe und Erwartungen, die einerseits die Eltern und andererseits die Kirche mit der Taufe verknüpften, seien nicht immer gänzlich deckungsgleich, so Dr. Dutzmann weiter. Eltern wünschten die Säuglingstaufe als begleitendes Ritual, das ihnen beim Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt - vom Paar zur Familie - helfe. Bei der Taufhandlung bekundeten die Eltern öffentlich vor der Gemeinde, dass sie willens seien, die Fürsorge für ihr Kind zu übernehmen und es zu erziehen. Die Taufe werde in religiöser Hinsicht von vielen Eltern als eine Art „überirdische Versicherung“ aufgefasst. Als Vertreter einer Volkskirche respektiere er diese Sichtweise, wenngleich er als evangelischer Theologe darin noch mehr sehe. Dr. Dutzmann: „Die Taufe will im Glauben angeeignet werden. Wenn im späteren Leben des Täuflings der Glaube nicht hinzutritt, bleibt sie ohne Wirkung.“ Natürlich begleite Gott die Menschen auf ihren Lebenswegen, aber gleichzeitig seien Christen durch die Taufe aufgerufen, Jesus zu folgen. Der Landessuperintendent: „Die Zweipoligkeit der Taufe besteht darin, dass sie Gabe und Aufgabe zugleich ist.“  Sie bedeute, sich auf die Gnade und Begleitung Gottes verlassen zu dürfen und gleichzeitig der Aufforderung nachkommen zu wollen, dem Vorbild Jesu nachzueifern.

In dieser Hinsicht gebe es keinen Unterschied zwischen protestantischer und katholischer Lehrmeinung. Deshalb praktizierten beide Volkskirchen die Säuglingstaufe. Darin komme zum Ausdruck, dass Gottes Gnade bedingungslos jedem Menschen zuteil werde. Denn es liege auf der Hand, dass ein Säugling sich die Gnade nicht verdienen könne.

Einige freikirchliche Glaubensgemeinschaften, die die Erwachsenentaufe bevorzugten, unterschieden sich in dieser Hinsicht von den Volkskirchen, erläuterte Dr. Dutzmann. Diese Freikirchen bewerteten die Taufe als ein bewusstes Bekenntnis zum Christentum, zu dem eben nur Erwachsene fähig seien. Die Erwachsenen- beziehungsweise Glaubenstaufe zeichne sich durch ihre Klarheit und Bestimmtheit aus, anerkannte Dr. Dutzmann dieses freikirchliche Profil. Ob volkskirchliche Betonung der Gnade oder freikirchliche Bekenntnisklarheit - in Fragen der Taufe könnten beide Überzeugungen mit jeweils guten Begründungen für sich nebeneinander bestehen - zumindest so lange, wie keine Glaubensrichtung der jeweils anderen die Wirksamkeit der Taufe abspreche.

Es sei eine beständige Aufgabe der Volkskirche, die Menschen immer wieder an die Bedeutung der Taufe zu erinnern, betonte der Landessuperintendent in seinem Vortrag. Dies könne zum Beispiel in Tauferinnerungsgottesdiensten oder im Rahmen kirchlicher Kinder- und Jugendarbeit geschehen. Auch die jetzige Taufhemdenausstellung der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-Ost sei geeignet, zur Beschäftigung mit dem Sakrament der Taufe anzuregen.

Im Rahmen dieser Ausstellung wird Prof. Dr. Gisela Kittel am Donnerstag, 26. April, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus am Markt sprechen über: „Jesus Christus anziehen - Die Taufe als Anfang und Orientierung christlichen Lebens nach dem Zeugnis des Neuen Testaments“.

20.04.2007