Kirche als von Gott geschaffen

Prof. Georg Plasger zum Verständnis der Kirche bei Ulrich Zwingli

Pfarrerin Juliane Arndt (Hiddesen) und Landespfarrer Horst-Dieter Mellies (links) dankten Prof. Georg Plasger für den Vortrag über Ulrich Zwinglis Kirchenverständnis.

Kreis Lippe/Detmold. Mit einer Predigt auf Deutsch statt Latein am 1. Januar 1519 in Zürich gab der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli (1484 - 1531) den Anstoß zu einer Bewegung, die nicht nur in die Schweizer Reformation einmündete, sondern auch außerhalb der Schweiz die Entwicklung des reformierten Protestantismus‘ beeinflusste. Weil Zwinglis Lehren ebenfalls für die Lippische Landeskirche Bedeutung erlangten, widmet die Landeskirche Zwingli und seinem Kirchen- bzw. Religionsverständnis eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „500 Jahre Schweizer Reformation“.

In dieser Reihe beschäftigte sich Prof. Georg Plasger (Universität Siegen) im Gemeindehaus der ev.-ref. Kirchengemeinde Hiddesen in seinem Vortrag „Die schöne Braut Christi“ mit Zwinglis Verständnis der Kirche. Zwingli konzentriere sich in verschiedenen Schriften immer wieder auf drei „Definitionen“ bzw. Bedeutungen von Kirche, so Plasger. Die eine Dimension von Kirche sei die Ortsgemeinde. Diese Definitionen sei stark zeitgeschichtlich beeinflusst, denn sie beinhalte, dass nicht der Papst oder ein Bischof, sondern Jesus Christus das Oberhaupt der Kirche sei. Damit habe Zwingli die Züricher Gemeinde „befreien“ wollen vom Einfluss des übergeordneten Bischofs in Konstanz.

Die zweite Form der Kirche sei die „sichtbare Kirche“. Prof. Plasger: „Alle Menschen, die sich als Christen bezeichnen oder die sich durch ihr Verhalten (etwa der Teilnahme an den Sakramenten und am kirchlichen Leben) als Christen oder Christinnen zu erkennen geben, bilden die Kirche in diesem Sinne.“ Kirche seien alle, die sich zu Christus bekennen würden. Innerhalb dieser Gruppe könne es auch Mitläufer oder Gleichgültige geben.

Georg Plasger: „Die dritte Definition bei Zwingli ist ihm die wichtigste. Es ist in Aufnahme eines Zitates aus dem 5. Kapitel des Epheserbriefs die Kirche, die ‚weder Runzeln noch Flecken‘ hat.“ Diese Kirche sei rein, weil sie durch Jesus Christus rein gemacht worden sei. Sie sei perfekt. Diese Kirche könne man nicht sehen, sondern nur glauben. Wer diese Kirche glaube, glaube auch, zu dieser Kirche zu gehören und ebenso rein zu sein. Plasger: „Das können wir allerdings nur gegen unsere eigene Erfahrung.“

Die von Gott geschaffene Kirche sei für Zwingli die entscheidende Wirklichkeit, so Prof. Plasger: „Die Kirche ist die schöne Braut Christi, weil sie von Gott dazu gemacht worden ist. Und von da aus geht der Blick dann in die vorfindliche Situation hinein. Und das keineswegs idealistisch, sondern Zwingli sieht hohen Reformbedarf und dringt auf starke Veränderung.“ Mit seiner Sicht auf die Kirche als von Gott geschaffen mute der Züricher Reformator den Menschen viel zu, denn diese könnten diese Dimension nicht sehen, sondern nur glauben. Es gehe um die Bedeutung Jesu Christi als dem Zentrum der Kirche. Wenn Zwingli von der Kirche als Braut Christi rede, dann sei dies die Sprache der Liebe.

Prof. Plasger: „Nun sind wir nicht Jesus Christus, der seine Kirche lieb hat – und so wie er können wir das nicht. Aber wenn wir uns als Nachfolger Jesu Christi verstehen, dann ja vielleicht auch in dieser Hinsicht: Die Kirche lieb haben, weil ich selber geliebt bin. Ich bin eben Teil der Braut.“

18.11.2019

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