Orgelsommer findet in Horn seinen Abschluss

Mehr als 1.500 Gäste besuchten sieben Kirchen und Konzerte

Orgelsommer in Horn. Mit Roland Linde, Matthias Zizelmann, Utta Grotstollen-Niewald und Friedrich Brakemeier (von links).

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Der 13. Lippische Orgelsommer hat in der evangelisch-reformierten Stadtkirche Horn seinen Ausklang gefeiert. Das Konzept „Kirche-Kaffee-Konzert“ von Lippischer Landeskirche und Lippischem Heimatbund ging wieder einmal auf. Die sieben Veranstaltungen der Saison haben mehr als 1.500 Gäste besucht. Die Idee, moderne Nachkriegskirchen in den Kanon einzubeziehen, habe sich bewährt und werde fortgesetzt, betonte der Initiator der Reihe, Friedrich Brakemeier. So war der Orgelsommer erstmals in Retzen und Pivitsheide zu Gast.

Friedrich Brakemeier und Pfarrer Matthias Zizelmann begrüßten rund 170 Gäste zur Abschlussveranstaltung in Horn.

Historiker Roland Linde vom Heimatverein Horn führte durch die Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist. Noch vor Gründung der Stadt Horn im Jahre 1248 existierte eine romanische Kirche am alten Verkehrsweg. Das genaue Alter der Kirche ist unbekannt, ihre Fundamente und der Turm gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Kirchenausstattung umfasst bedeutende historische Gegenstände: Das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert, der Abendmahlskelch um 1500, ein Taufstein von 1589, ein Kanzel-Wandleuchter von 1592 und Nürnberger Hängeleuchter von 1708. Im Kirchenturm hängen drei Glocken (Bet-, Feuer- und Schülerglocke), die 1820 Caspar und Jakob Greve aus Brilon fertigten.

Bereits 1570 wird eine Orgel erwähnt. Das Orgelprospekt stammt aus dem 17. Jahrhundert. 1830 wurde durch Michael Oestreich unter Verwendung des bestehenden Gehäuses die Orgel erneuert. Die Disposition der neuen Orgel von 1968 mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal stammt von Paul Ott aus Göttingen und betont einen weichen neobarocken Klang. Sie feiert ihren 50. Geburtstag.  

Nach dem Kaffeetrinken gab Utta Grotstollen-Niewald ein beeindruckendes Orgelkonzert, das einen weiten Bogen vom Frühbarock bis zur Popmusik spannte. Mit flinken Läufen des fröhlichen Cappricio F-Dur von Sigfried Karg-Elert (1877-1933) spielte sie sich warm. Die dritte Sonate A-Dur op. 65 von Mendelssohn entlockte der Orgel Kontraste und Dramatik sowie eine majestätisch romantische Klangpracht. Mixturklänge führten in die Zeit des Frühbarocks und ließen die „Fantasia Chromatica“ von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) in klangfarbenreicher Polyphonie erblühen. „Prélude, Fugue et Variation“ op. 18 des Franzosen César Franck (1822-1890) erhielt durch reizvolle Registerfarben besonderen Glanz. Der Dulzian sang ein melancholisches Lied. Pathetisch kam die Fuge daher und die Variation verarbeitete die aparte Melodie des Vorspiels.

Der Kirchenmusiker Michael Schütz (*1963) verbindet traditionelle Musikstile mit Pop. Sein russisch anmutendes Lied „Dance With Me“ steigerte das Tempo und brachte Schwung in die Kirche. Das gemeinsam gesungene Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ ließ den Orgelsommer musikalisch ausklingen. Das begeisterte Publikum spendete viel Applaus.

28.08.2018