Aufeinander zugehen

Vortrag zur religiösen Vielfalt beim Empfang des Erzbistum Paderborns und der Lippischen Landeskirche

Weihbischof Manfred Grothe, Dr. Reinhard Hempelmann, Dechant Klaus Fussy und Landessuperintendent Dietmar Arends (von links)

Kreis Lippe/Detmold. Migration und religiöser Pluralismus standen im Mittelpunkt des gemeinsamen Jahresempfangs des Erzbistums Paderborn – vertreten unter anderem durch Weihbischof Manfred Grothe – und der Lippischen Landeskirche. Landessuperintendent Dietmar Arends legte im Jahr des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ in seiner Begrüßung einen Akzent auf die Ökumene, in deren Sinne „vieles in Lippe gemeinsam“ geschehe. Auch das besondere Jahr 2017 werde in Lippe in ökumenischer Weise begangen.

Zu Gast waren die beiden Kirchen diesmal im Schloss Detmold – da die Geschichte der Kirchen in Lippe verwoben sei „mit der Geschichte des Hauses zur Lippe“, so Arends. Im Ahnensaal hieß Prinz Stephan die rund 120 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft willkommen. Er hob die „Einheit in Verschiedenheit“ der Kirchen hervor und betonte „Pluralismus ist bereichernd“.  

Zusammenleben in Vielfalt - zu diesem Thema sprach der Referent des Abends, Dr. Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin). Er erläuterte, dass die offene Gesellschaft der Bundesrepublik religiös immer vielfältiger werde. Die christliche Landschaft habe sich durch Migration verändert. „Unabhängige neue christliche Gemeinschaftsbildungen breiten sich aus, meist evangelikal-charismatischer Prägung.“ Koreanische, indonesische und afrikanische Gemeinden gehörten zum Erscheinungsbild ebenso wie eigenständige Aussiedlergemeinden,  „die sich weithin unabhängig von bestehenden kirchlichen und freikirchlichen Strukturen etabliert haben“. Hinzu käme eine „nicht zu übersehende religiöse Vielfalt“, die sich in einer „heterogenen und zahlenmäßig bedeutsamen muslimischen Präsenz“ zeige.

Dies erfordere von allen die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. „Interreligiöser und interkultureller Realismus sind dafür ebenso nötig wie die Achtung vor dem Fremden und der Respekt für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und diejenigen Werte, die den religiösen Pluralismus allererst ermöglichen“. Die wichtigste rechtliche Voraussetzung sei die durch das Grundgesetz gewährte Freiheit in der Religionsausübung.

Damit das Zusammenleben gelinge, müsse eine überzeugte Toleranz, die widerstreitende Überzeugungen anerkennt, gestärkt werden. Dialog und politische Auseinandersetzungen seien zu fördern, interreligiöse Bildung, die zu gegenseitigem Respekt und zur Zusammenarbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Gemeinwohl verpflichte, müsse unterstützt werden.

Dechant Klaus Fussy vom Dekanat Bielefeld-Lippe wies in seinen abschließenden Dankesworten auf das nächste internationale Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant‘ Egidio mit Repräsentanten von Kirchen und Religionen aus aller Welt sowie tausenden Teilnehmern hin, das im September in Münster und Osnabrück stattfindet. Es sei auf jedem dieser Weltfriedenstreffen faszinierend zu erleben, wie die Religionen ihre positiven Werte miteinander lebten, ins Gespräch kämen und ein Netzwerk des Friedens aufbauten.

07.09.2017