Gunnar Lüttmann ist ehrenamtlicher Jugendgruppenleiter in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Lage

Keine Unterschiede

Gunnar Lüttmann ist seit mehr als 40 Jahren Ansprechpartner und Freund der Jugendlichen in Lage

Lage. „In unserer Mitte bist du unter Freunden beschützt und geborgen!“ Dieser Spruch hängt an der Wand des Jugendbüros im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lage. Und er ist bei Gunnar Lüttmann, seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlicher Jugendgruppenleiter der Gemeinde, Programm.

„Keine Unterschiede, keine sozialen Unterschiede, überhaupt keine Unterschiede!“ ist eines der Leitbilder, die Lüttmann und seine Mitarbeiter sich gesetzt haben. Das Wichtigste an seiner Arbeit ist dem gelernten Elektriker die Gemeinschaft, unabhängig von Nationalität, Religion oder Kultur: „Das Miteinander im christlich-ethischen Sinne.“

Anfang der 60er Jahre vom damaligen Pfarrer als Mitarbeiter in Kindergottesdienst und Konfirmandenunterricht geworben, wurden Gunnar Lüttmanns Angebote bald zum festen Treffpunkt für die Jugend. Nach der ersten Sommerfreizeit auf Hallig Hooge 1965 wuchs das Interesse an seinen Angeboten schlagartig an. Laufend gingen Anfragen nach Anmeldungen für die nächste Freizeit bei dem damaligen Gemeindepfarrer ein, erinnert sich Gunnar Lüttmann lachend: „Von zwanzig Anrufen war nur noch einer für den Pfarrer - und das Telefon klingelte pausenlos.“ Schließlich richtete der  Kirchenvorstand Lüttmann ein Jugendbüro mit einem eigenen Anschluss ein. Ein paar Jahre später gründete sich ein Jugend-Mitarbeiter-Kreis um Gunnar Lüttmann, mit dessen Hilfe bald regelmäßige Disco-Veranstaltungen im Gemeindehaus stattfinden konnten. Jugendliche kamen inzwischen nicht mehr nur aus Lage, sondern auch aus dem Kalletal, dem Extertal, aus Bielefeld und teilweise sogar aus Paderborn. Bei Gunnar Lüttmann und seinen Mitarbeitern waren und sind sie alle willkommen. „Natürlich darf man keine Unfehlbarkeit erwarten“, erinnert Lüttmann, da die Arbeit mit den Jugendlichen nicht immer reibungslos vonstatten geht. „Man sollte sich aber bemühen, den Jüngeren ein Vorbild zu sein.“ Und er kommt an bei den Jugendlichen. „Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sowie die Ausrichtung nach den zehn Geboten“ sind wichtige Grundsätze für Gunnar Lüttmann, an denen seine Arbeit sich von Beginn an orientiert hat.

Er kümmert sich um Obdachlose, ALG 2-Empfänger, Asylbewerber und deren Kinder. „Das ist es, was wir im Konfirmandenunterricht gelernt haben. Dein Nächster ist der, der dir gegenüber steht.“ Gunnar Lüttmann bewahrt, mit Hilfe einiger guter Beziehungen, Menschen vor der Abschiebung, Jugendliche vor dem Abrutschen in die Kriminalität und Kinder davor, wegen ihrer Armut das Selbstwertgefühl zu verlieren. „Natürlich kann ich nicht allen helfen, aber ich muss es doch wenigstens versuchen.“ Antriebsfeder seines Engagements sind eigene Erfahrungen: nach dem Krieg als Flüchtling mit seiner Mutter und sechs Geschwistern nach Lippe gekommen, waren sie damals selbst auf Hilfe von außen angewiesen. „Damals wurde uns geholfen, heute sind wir dran zu helfen.“

Im Jahr 2003 erhielt er für seine Arbeit das Bundesverdienstkreuz, was aber „kein Grund ist, sich auszuruhen“, so Lüttmann. Nahezu täglich ist er für die Jugendlichen im Einsatz „Meine Frau schimpft schon manchmal, weil ich so wenig zu Hause bin.“ Er grinst verlegen. Nächstes Jahr wird er 70. Ans Aufhören denkt er nicht: „Solange die Jugendlichen mich brauchen und wollen, kann ich gar nicht aufhören!“

 

24.07.2006