Die Besucher des Weltgebetstages in Lemgo, St. Marien, probierten nach dem Gottesdienst südafrikanische Gerichte.

Südafrika mit allen Sinnen

Weltgebetstag der Frauen in Lemgo

Lemgo. Die Farben Südafrikas schmückten am Freitagabend den Altarraum der evangelisch-lutherischen St. Marien Kirche in Lemgo. Sie standen symbolisch für Schönheit und Reichtum des Landes, aber auch für die Armut und das Leid vieler seiner überwiegend schwarzen Einwohner. Die Gottesdienstordnung hatten Christinnen in Südafrika unter der Überschrift „Zeichen der Zeit“ erarbeitet: für die weltweiten Gottesdienste zum Weltgebetstag am Freitag, 3. März – auch in St. Marien.

Frauen aller Lemgoer Konfessionen und Kirchengemeinden hatten sich um 19 Uhr in St. Marien zu einem Gottesdienst eingefunden, den sie nach den Vorschlägen der Südafrikanerinnen gestaltet hatten.
„Machen Sie die Augen zu. Erleben Sie Südafrika mit allen Sinnen. Steile Klippen, weiße Strände,… Armut,…Musik, Rhythmus, Lebendigkeit.“ Zitate aus einem Text zu Beginn des Gottesdienstes, der die Besucher auf das Land einstimmte, und schloss mit: „Jetzt sind Sie da, angekommen in Südafrika.“
In einem Land voller schwerer Probleme und Widersprüche, aber auch in einem Land, in dem das Leben genossen wird – das machten die Texte des Gottesdienstes schnell deutlich. „S’phamandla Nkosi, Wokungesabi“ hieß es im ersten Lied, was mit „Gott, gib uns Stärke, dass Ketten springen“ übersetzt war. Eine eingängige, fröhliche Melodie, die in diesem Zusammenhang auf die langen Jahre der Apartheid verwies. Ein Thema, das Pastorin Tanja Sielemann später in einer kleinen Predigt aufgriff. Steine dienten ihr als Symbol für die Mauern, die in der Apartheid das Leben der Menschen trennten. Mit der Kraft aus der Botschaft Jesu seien die Mauern der Apartheid Stein für Stein abgetragen worden. Daraus könne man lernen: „Findet Euch mit den Mauern in Eurem Leben nicht einfach ab, geht dagegen an.“
Das Südafrika inzwischen mit anderen Mauern zu kämpfen hat, wurde im Gottesdienst aber auch deutlich. Aids, Drogensucht, Kriminalität, Unterdrückung der Frauen oder auch die große Kluft zwischen Arm und Reich haben die Südafrikanerinnen in ihrer Gottesdienstordnung detailliert angesprochen.
„Aids ist eine Seuche in unserem Land. O Gott, höre die Schreie unseres Volkes“, heißt es da, und dann ganz konkret: „Hört auf den Schrei der Frau eines Wanderarbeiters: ‚Mein Mann arbeitet weit weg in den Goldminen und lässt nichts von sich hören. Lebt er mit anderen Frauen zusammen? Ich fühle mich krank, bin ich etwa mit HIV infiziert?’“
Anders jedenfalls, als es in einem deutschen Gottesdienst zu erwarten wäre. Die Texte, die Lieder und nicht zuletzt die intensive Gottesdienst-Vorbereitung boten auch den Lemgoer Frauen zumindest ansatzweise die Gelegenheit, solidarisch, „in einer Welt als Geschwister alle Sorgen“ zu teilen. Und auch einen Teil ihrer materiellen Güter. Gute 1000 Euro ergab die Kollekte, die nach südafrikanischem Brauch mit einem „swingenden“ gemeinsamen Kollektengang stattfand.
Bei der anschließenden Zusammenkunft im Gemeindehaus der Kirchengemeinde gab es dann verschiedene Speisen zur Auswahl: Blätterteigtaschen mit Chili, Maismehlbrot, Milk Tart, Fruchtsalat, oder Gemüseeintopf – alles nach südafrikanischen Rezepten, und sicher auch eine Möglichkeit, den südafrikanischen Frauen nicht nur im Glauben nah zu sein. 

06.03.2006