„Liebe beginnt mit Verstehen“

Musical „West Side Story“ im Gottesdienst in der Christuskirche

Die Schülerinnen und Schüler stellten sich zu „Standbildern“ bzw. Szenenfotos auf.

Detmold. „Rache ist keine Lösung. Rache ist das Problem.“ Für Pfarrer Andreas Mattke ist diese Schlussfolgerung eine wesentliche Botschaft des Musicals „West Side Story“. Die Beschäftigung mit Leonard Bernsteins berühmtem Bühnenwerk stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes in der Reihe „Vis-à-Vis. Abends ins Theater - morgens in die Kirche“ in der Detmolder Christuskirche.

Zusammen mit Landespfarrer Mattke, Schulreferent der Lippischen Landeskirche, gestalteten die Klasse 9m des Grabbe-Gymnasiums sowie deren Klassenlehrerin und ausgebildete Opernsängerin Kirsten Fernández den Gottesdienst. Außerdem vermittelten Landestheater-Dramaturgin Elisabeth Wirtz und Sachie Malett am Klavier Einblicke in das Stück, das als neue Version des Romeo-und-Julia-Themas vom Konflikt rivalisierender Jugendgruppen unterschiedlicher Ethnien im New York der 1950er Jahre erzählt. Der Gottesdienst am 8. Dezember bezog sich auf die Musical-Aufführung im Landestheater am Vorabend.
Die Schülerinnen und Schüler berichteten, dass sie sich bei der Auseinandersetzung mit der West Side Story im Unterricht insbesondere mit der Gewalt-Thematik beschäftigt hätten: „Wir fragten danach, was Gewalt ist und wie Gewalt weniger wird. Dabei fiel uns auf: Gewalt hat viele Gesichter.“ In der Vortragsform einer „Sprechmotette“ schilderten die Jugendlichen unterschiedliche Erscheinungsformen von Gewalt, z.B. Zwang, Verfolgung, Verleumdung und Unterdrückung. Der Chor der Schüler: „Das alles ist Gewalt. Gewalt erniedrigt. Gewalt beleidigt. Gewalt schafft Gegengewalt.“
Die Schülerinnen und Schüler stellten sich zu „Standbildern“ bzw. Szenenfotos auf. Dazu wurden von Sprechern Inhaltszusammenfassungen vorgetragen, um die Handlung des Musicals zu verdeutlichen.
Dramaturgin Elisabeth Wirtz erläuterte in einem Gespräch mit den jungen Leuten Hintergründe der Detmolder Inszenierung. Man habe die Handlung aus dem Einwanderer-Viertel im Westen New Yorks im Jahr 1957 an einen unbestimmten Ort der Jetztzeit verlegt. Das Musical könnte auch in einer deutschen Stadt im Jahr 2013 spielen bzw. überall und zu jeder Zeit. Frau Wirtz: „Gewalt gibt es nicht nur in New York. Gewalt ist Alltag.“
Pfarrer Mattke bekräftigte in seiner Predigt, dass das biblische Gebot der Nächstenliebe den Menschen helfe, die Spirale von Gewalt und Rache zu unterbinden. Mit Nächstenliebe sei kein harmloses Gefühl gemeint, das Konflikte leugne. Nächstenliebe bedeute, die eigenen Vorurteile in Frage zu stellen, um den anderen besser zu verstehen. Mattke: „Liebe beginnt für mich damit, dass ich den anderen verstehen will. Liebe beginnt damit, mein Bild, was ich mir von meinem Gegenüber gemacht habe, zu hinterfragen.“ Davon erzähle in der West Side Story das Lied „Somewhere“, dessen deutsche Fassung Kirsten Fernández vortrug und wo es heißt: „Irgendwo und wann fängt für uns dann das Leben an … Niemand jagt uns fort und niemand fragt uns dort, ob wir dunkel sind oder bleich, ob wir arm, ob wir reich …“
 

16.12.2013