Kirchenrat Tobias Treseler, Superintendent Andreas Lange und Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (von links) konnten auf der Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche in St. Nicolai (Lemgo) Sigrid Beer begrüßen.

Eine wichtige Orientierung

Sigrid Beer sprach auf Pfarrkonferenz über Christsein und Politik

Kreis Lippe/Lemgo. „Die Stimme der Kirche ist gefordert. Die Stärke der christlichen Gemeinschaft liegt da, wo sie als Anwalt der Menschen fungiert.“ Für Sigrid Beer, parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im NRW-Landtag und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen, ist Religion nichts, was nur in den Privatbereich gehört: das verdeutlichte sie als Gastrednerin auf der Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche, die einen Ausblick auf das Jahresthema der Evangelischen Kirche in Deutschland „streitbar. Reformation und Politik 2014“ gab.

„Die Bibel ist kein Handbuch für politische Entscheidungen“, so Beer vor rund 100 lippischen Pfarrerinnen und Pfarrern im Gemeindezentrum der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Nicolai in Lemgo. Die Bibel könne bewegen und die zehn Gebote beschrieben „Elementares für das Miteinander“. In ihrem Vortrag „Warum ich als Christin Politikerin und wie ich als Politikerin Christin bin“, hob Sigrid Beer insbesondere die Bedeutung der Bergpredigt hervor, als „Verheißung, die uns alle für das Gemeinwohl in die Verantwortung nimmt.“
Beispiele, die Christen herausforderten, Stellung zu beziehen, seien zum Beispiel die Präimplantationsdiagnostik (PID), Pflege, Ausbeutung von Menschen auf dem Arbeitsmarkt oder auch die aktuelle Migrations- und Flüchtlingspolitik: „Sind uns denn nur die willkommen, die sich einordnen lassen?“
Die Verwurzelung im christlichen Glauben sei ihr in der Politik eine wichtige Orientierung: „Ich will nicht in zwei Welten leben. Ich will authentisch sein in dem, was ich vertrete.“ Der christliche Glauben sei in der Politik aber auch eine Brücke, über die Parteien sich - bei aller Auseinandersetzung - wiederfinden: „Keine Partei kann christliche Politik allein für sich vereinnahmen.“
Als aktives Kirchenmitglied wünscht sich Sigrid Beer in einer Kirche zu leben,
„die die Tür weit auf macht, an der Seite der Benachteiligten steht und gemeinsam mit anderen lebt“. Denn Religion sei eben nichts rein Privates, sondern brauche die Gemeinschaft.
Dass der Glaube keine persönliche Angelegenheit ist, betonte auch Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann: „Wer sich vor Gott verantwortlich weiß, wird dem Frieden in der Welt dienen.“ Wer Gott allein die Ehre gebe, werde sich nicht zum Maß der Dinge machen. „Menschen, denen Macht anvertraut ist, sind besonders gefährdet“. Darum gebe es auch den Gottesbezug in der Verfassung, denn „dass Menschen in Deutschland ihre Macht missbrauchen, darf nie wieder geschehen.“

 

 

31.05.2013