Warenangebot des Fairen Handels ausweiten

„Marktplatzgespräch“ über die Zukunft des Fairen Handels

Über die Zukunft des Fairen Handels diskutierten Edmund Krolak, Annelen Dutzmann und Jorge Inostroza-Rivas (von links).

Detmold. „Das Warenangebot des Fairen Handels muss ausgeweitet werden. Zukünftig sollte es sich nicht mehr beschränken auf die klassischen Warengruppen Tee, Kaffee und Kakao.“ Für Edmund Krolak, Geschäftsleiter des Lemgoer Marktkauf-Hauses, hat der Faire Handel dann sein Ziel verfehlt, „wenn wir uns in zehn Jahren erneut treffen und immer noch nahezu ausschließlich über Honig, Zucker und Südfrüchte sprechen.“

Für eine Produktausweitung der Fairhandelsbewegung sprach sich Krolak aus während des „Marktplatzgespräches“ (Dienstag, 25. September), an dem auf Einladung von Bildungsreferentin Monika Korbach (Lippische Landeskirche) und Pfarrer Dieter Bökemeier (ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost) auch Jorge Inostroza-Rivas, GEPA-Vertriebsleiter Wuppertal, und Annelen Dutzmann, ehrenamtliche Mitarbeiterin im Detmolder Eine-Welt-Laden „Alavanyo“, teilnahmen.
Der Marktkauf-Geschäftsleiter unterstrich, dass die Kunden vom großflächigen Lebensmittelhandel verlangt hätten, Fair-Trade-Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Während der jüngsten Jahre hätten die mit einem Gütesiegel versehenen Produkte mit jährlichen Umsatzsteigerungen von knapp 20 Prozent einen regelrechten Aufschwung erlebt. Dennoch betrage nach seiner Einschätzung, so Krolak, der Umsatzanteil der Fair-Trade-Produkte bezogen auf die jeweilige Warengruppe „nur etwa ein Prozent“. Im klassischen Segment des Fairen Handels - landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den Ländern des Südens - seien zukünftige Umsatzsteigerungen weiterhin wahrscheinlich, aber mit seiner jetzigen Produktpalette werde der Faire Handel weiterhin ein Nischenmarkt bleiben.
Annelen Dutzmann begrüßte es einerseits, dass es fair gehandelte Produkte heute nicht nur in Supermärkten sondern sogar in Discountern gibt. Dadurch sei der Umsatz im Fairen Handel gestiegen. Andererseits müsse man fragen, wie fair gehandelt die Produkte im Discounter noch sein können, wenn sie preislich mit den anderen Produkten dort mithalten sollen. Das führe dazu, dass in manchen Discountern anstatt des Fair-Trade Siegels andere Siegel auftauchen, deren Standards meist recht niedrig seien. Annelen Dutzmann: „Wer in Eine-Welt-Läden einkauft, entscheidet sich ganz bewusst dafür, das Leben der an der Produktion beteiligten Menschen und Familien verbessern zu wollen.“
Jorge Inostroza-Rivas hob hervor, dass sich die von kirchlichen Einrichtungen getragene GEPA (Gründungsname im Jahr 1975: Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) als Pionierin des Fairen Handels in Deutschland dafür einsetze, in den Ursprungsländern die sozialen Herstellungsbedingungen der Produkte zu verbessern. In Deutschland wolle die GEPA ein Bewusstsein für diese Produktionsbedingungen schaffen. Inostroza-Rivas: „GEPA steht für soziale Gerechtigkeit.“ Fair-Trade-Produkte mit Gütesiegel garantierten dem Verbraucher produktbezogen einen gerechten Handel - ob im Supermarkt oder im Weltladen: „Da gibt es keinen Unterschied.“ Wo der Verbraucher kaufe, entscheide er eigenverantwortlich. Fair gehandelte Produkte im Supermarkt bzw. beim Discounter seien eine noch relativ junge Erscheinung und alle Beteiligten beobachteten gespannt, wie sich diese Entwicklung fortsetze. "Mein Traum wäre, dass sich in 15 Jahren der faire Handel so ausgeweitet hat, dass nicht nur wie heute 6 Millionen, sondern 30 Millionen Menschen davon profitieren."