Orgelsommer erfolgreich

Abschlussveranstaltung in Kirche und Ort Bergkirchen

Pfarrerin Cornelia Wentz (rechts) stellte den Besuchern die unmittelbare Umgebung der Kirche vor, deren Fachwerk-Bau im Jahr 1901 um einen Bruchstein-Turm ergänzt wurde.

Kreis Lippe/Bad Salzuflen-Bergkirchen. Der Dreiklang von Kultur, Konzert und Kaffee erwies sich auch bei der siebten Auflage des „Lippischen Orgelsommers“ als Erfolgsrezept. Rund 150 Gäste besuchten den diesjährigen Abschluss des Orgelsommers in der ev.-luth. Kirche Bergkirchen (Bad Salzuflen) am Sonntag, 19. August.

Damit hat die von der Lippischen Landeskirche und dem Lippischen Heimatbund angebotene siebenteilige Orgelsommer-Reihe mit insgesamt weit mehr als 1.000 Besuchern an die ausgezeichneten Besucherzahlen der Vorjahre nahtlos anknüpfen können.
Bei den Führungen durch das Bergkirchener Gotteshaus und über den benachbarten Friedhof erläuterten Pfarrerin Cornelia Wentz und Kantor Rainer Begemann den Gästen, warum der Fachwerk-Kirchenbau sehr abgeschieden liegt und obendrein noch lutherischen Ursprungs ist im überwiegend reformierten Lippe. Rainer Begemann: „Der Ursprung unserer Gemeinde geht zurück auf die Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung.“
Im Jahre 1850 errichteten Bauern aus dem zu Preußen gehörenden Herforder und Bielefelder Raum auf dem lippischen Eikhof (heute Bergkirchen) eine eigene Kirche in einfacher Fachwerk-Bauweise, weil sie mit dem geistlichen Leben in ihren Heimatgemeinden unzufrieden waren. Die in der näheren und weiteren Umgebung sich ansiedelnden Bauern wurden seelsorgerlich betreut von der „Neue Evangelischen Gemeinde Lemgo“, die im März 1849 im Rahmen der Erweckungsbewegung gegründet worden war.
Als die „erweckte“ Lemgoer Gemeinde 1858 aufgelöst wurde, wurden deren Mitglieder aufgefordert, in die alteingesessenen Gemeinden St. Marien, St. Nicolai und St. Johann zurückzukehren. Nur den nördlich von Lemgo wohnenden Gemeindemitgliedern wurde gestattet, auf dem Eikhof eine eigene Gemeinde zu bilden. Diese Erlaubnis war allerdings verbunden mit der Anweisung, sich entweder dem reformierten oder dem lutherischen Bekenntnis anzuschließen.
Die Bergkirchener entschieden sich mehrheitlich für die lutherische Glaubensrichtung und wurden als „Filialgemeinde“ von St. Nicolai geführt. 1874 erlangte die Gemeinde ihre Selbstständigkeit und nannte sich Bergkirchen. Heute zählen zu ihren Gemeindemitgliedern Lutheraner in den Kommunen Bad Salzuflen, Lemgo und Kalletal.
Das Orgelkonzert gestaltete der international bekannte Organist KMD Dr. Friedhelm Flamme (Dassel) mit Werken aus dem Barock und dem 20. Jahrhundert. An der Oestreich-Schuke-Orgel, die 1897 von der Detmolder Martin-Luther-Kirche nach Bergkirchen gekommen war, überraschte Friedhelm Flamme insbesondere mit dem Stück „Ei, du feiner Reiter“ des frühbarocken Komponisten Samuel Scheidt (1587 - 1654).
Flamme verdeutlichte, warum Scheidt, ein Schüler des Niederländers Jan Pieters Sweelinck, im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts zum Aufblühen der deutschen Orgelmusik während der folgenden 100 Jahr wesentlich beitrug und als Wegbereiter Johann Sebastian Bachs gilt.
Nicht minder eindrucksvoll interpretierte Flamme Arvo Pärt (geb. 1935), dessen „Pari Intervallo“ als meditativ-spirituelle, ausdrücklich nicht konzertante Musik große Ruhe ausstrahlte und den „genius loci“ der Bergkirchener Abgeschiedenheit kongenial erfasste.
 

20.08.2012