Christa Goeken (rechts) vom Eine-Welt-Laden Alavanyo hatte fair gehandelte malaiische Produkte mitgebracht zum Vorbereitungsabend: pikant gewürzte Chips, exotische Ingwer-Bonbons und schwarzen Reis.

Für eine gerechte Welt

Frauen bereiten sich auf den Weltgebetstag am 2. März vor

Kreis Lippe/Detmold. „Steht auf für Gerechtigkeit“ ist das Motto des ökumenischen Weltgebetstags, der am Freitag, 2. März, in mehr als 170 Ländern begangen wird. Christinnen aus Malaysia haben die Liturgie erarbeitet, nach der auch in Lippe Gottesdienste gefeiert werden. Rund 60 Frauen verschiedener Konfessionen bereiteten sich (am Montag, 23. Januar) im Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Detmold auf den Weltgebetstag vor.

Brigitte Fenner, Pfarrerin für Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche, Pfarrerin Susanne Tono (Oerlinghausen) und Pastorin Nicole Bernardy von der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde Lage gaben theologische Hinweise und Tipps für die Gestaltung der Gottesdienste. Vor allem aber informierten sie vor dem Hintergrund „Gerechtigkeit“ über den wirtschaftlich aufstrebenden Industriestaat Malaysia, über die Situation der Bevölkerung und der Religionen.
Susanne Tono berichtete von der Wirtschaftskraft und der Kulturvielfalt Malaysias, dessen zwei Landesteile – getrennt durch das Südchinesische Meer – über 500 Kilometer auseinander liegen. Die demokratisch gewählte Regierung wende strenge und zuweilen sehr autoritäre Mittel an, um Einheit und Stabilität des Landes zu wahren und die wirtschaftliche Entwicklung sicherzustellen. Die wirtschaftliche Prosperität Malaysias fuße auf der Erdölförderung, der Produktion elektronischer Bauteile und dem Palmöl-Export, gehe aber häufig zu Lasten des Regenwalds und bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Malaysia zähle rund 27 Mio. Einwohner mit unterschiedlichen ethnischen, kulturellen und religiösen Wurzeln. Die Hälfte aller Malaiinnen und Malaien sei muslimisch. Chinesisch- und indisch-stämmige Menschen sowie indigene Völker gehörten größtenteils dem Buddhismus, Hinduismus und Christentum (neun Prozent der Gesamtbevölkerung) an. Für sie gelte nur theoretisch Religionsfreiheit.
Nicole Bernardy erläuterte, dass es immer wieder zu Benachteiligungen der religiösen Minderheiten komme, weil der einst liberale Islam Malaysias zunehmend in den Sog eines konservativen arabischen Islams gerate.
Angesichts der Religionsvielfalt würden Probleme auftreten, u.a. bei zivilrechtlichen Konflikten wie Scheidung, Sorgerecht und Erbe. Für die islamische Bevölkerung seien die Scharia-Gerichte maßgebend, für Nicht-Muslime die zivile Gerichtsbarkeit. Die konkurrierenden Rechtssysteme würden das Zusammenleben der Menschen erschweren. Es sei selbstverständlich, dass bei einem muslimischen Vater das Kind muslimisch erzogen werden müsse - auch wenn Nicht-Muslime dies als ungerecht empfänden.
Hier setze das Weltgebetstag-Motto „Steht auf für Gerechtigkeit“ an, erklärte. Brigitte Fenner. Die Losung fordere dazu auf, Ungerechtigkeit nicht länger hinzunehmen, sondern für Fairness und Redlichkeit einzustehen. Dazu ermutige auch die biblische Gestalt der Gottesdienstordnung: eine Witwe, von der das Lukas-Evangelium berichtet und die sich gegen einen ungerechten Richter durchsetzt. Der Weltgebetstag appelliere an alle Menschen, in ihrem jeweiligen Umfeld der Armut und der Gewalt zu widersprechen und sich für eine gerechte Welt ohne Willkür einzusetzen.
 

27.01.2012