„Dekade zur Überwindung von Gewalt“: Feier am 19. September

NRW-Landeskirchen sagen zum Abschluss: „Frieden bleibt dran“

Das Ziel war groß und anspruchsvoll: Gewalt überwinden. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat im Jahr 2001 eine „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ ausgerufen, die nun nach zehn Jahren endet. In Kirchen auf der ganzen Welt, so auch in Nordrhein-Westfalen, gab es in dieser Zeit eine Fülle von Projekten und Aktionen, eine Auseinandersetzung mit dem Thema auf unterschiedlichste Art und Weise. Gewalt ist bis heute nicht überwunden, nicht hierzulande, nicht weltweit. „Frieden bleibt dran“ sagen deshalb die drei evangelischen Landeskirchen Nordrhein-Westfalens zum Abschluss der Dekade.

Die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche laden zur Schlussveranstaltung am Sonntag, 19. September, nach Essen ein. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider und der lippische Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann werden gemeinsam mit der evangelischen Theologin Viola Raheb (Bethlehem) einen Gottesdienst gestalten.

Schneider betont eine „Kultur der Gerechtigkeit“ als wichtigen Gesichtspunkt zur Überwindung von personaler, aber auch struktureller Gewalt: „Gott will, dass alle seine Menschenkinder in Würde leben können.“ Ein gutes Motto dazu ist für ihn das Ziel „Wirtschaften für das Leben“ – so lautet auch der Titel einer differenzierten Erklärung der rheinischen Kirche zum Thema Globalisierung.

Für den Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. h.c. Alfred Buß, gehört zu den Aspekten der Dekade auch ein „Klima der Gerechtigkeit“, für das sich die Kirchen vielfältig einsetzen. Der Klimawandel wirke sich schon heute mit Dürren und Überschwemmungen verheerend für arme Länder des Südens aus. Notwendig sei eine „Kultur der Versöhnung mit der Schöpfung“, und das hat praktische Bedeutung: „Das fossile Zeitalter geht ebenso zu Ende wie das atomare. Die Zukunft ist co2-neutral.“

In Fragen der Friedensethik betont Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann, der im Nebenamt evangelischer Militärbischof ist, das Leitbild des Gerechten Friedens. „Entscheidend ist die gerechte Teilhabe möglichst Vieler an den Gütern der Welt.“ Gewalt dürfe höchstens als letztes Mittel eingesetzt werden. Und: Wichtig sei es, die internationale Gemeinschaft und die internationale Rechts- und Friedensordnung zu stärken.

Die Abschlussveranstaltung beginnt um 11 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kreuzeskirche in Essen. Sein Leitmotiv: „Ehre sei Gott und Friede auf Erden“, der Lobruf der Engel in der biblischen Weihnachtsgeschichte. Viola Raheb, Theologin aus Jesu Geburtsort, hält die Predigt zu genau diesem Lobruf. Raheb stammt aus Bethlehem, ihr Bruder Mitri ist Pfarrer der Bethlehemer Weihnachtskirche. Diese Gemeinde besuchten im vorigen Jahr rheinische und westfälische Kirchenleitungsdelegationen. Viola Raheb, die heute in Wien und Bethlehem lebt, ist Mitarbeiterin in der Dekade-Koordinationsgruppe des ÖRK.

Dem Gottesdienst folgt ein Friedenszug zur Marktkirche, wo mit Begegnungen und Musik, Interviews auf der Bühne und Info-Ständen ein buntes Programm vorbereitet ist. An Gottesdienst und Begegnung nehmen 45 Delegierte aus elf Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas aus Partnerschaften der Essener Kirchengemeinden sowie eine Jugenddelegation teil.

Der Abschlussveranstaltung in Essen geht am 17./18. September eine Tagung in Schwerte-Villigst voraus: „Gerechtigkeit und Versöhnung. Mit europäischen Partnerkirchen auf dem Weg zur Überwindung von Gewalt“. Weltweit wird die ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt im nächsten Jahr in Kingston/Jamaika in eine „Friedenskonsultation“ münden. Im Ökumenischen Rat der Kirchen mit Sitz in Genf sind weltweit 349 christliche Kirchen verschiedener Konfessionen zusammengeschlossen.

16.09.2010