Im Gespräch: Pfarrer i.R. Christian Führer und Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (rechts)

Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein

Bundesweites Vernetzungstreffen der ökumenischen Friedensgebete

Lippe/Heidenoldendorf – „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein – gilt diese Aussage weiterhin?“ So lautete der Titel eines Vortrages mit Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann beim bundesweiten Vernetzungstreffen der ökumenischen Friedensgebete in der katholischen Jugendbildungsstätte in Detmold-Heidenoldendorf. Das Vernetzungstreffen besteht seit 15 Jahren und geht zurück auf eine Initiative von Pfarrer i.R. Christian Führer vom Leipziger Friedensgebet, der jetzt in Detmold dabei war.

Führer war Mitbegründer des Leipziger Friedensgebets an der
Nicolaikirche, das Ausgangspunkt der im Herbst 1989 stattfindenden
Montagsdemonstrationen wurde und damit bedeutender Bestandteil der
friedlichen Revolution in der DDR.
Dutzmann, der im Nebenamt evangelischer Militärbischof ist, stellte das
Bekenntnis „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, in den
Mittelpunkt seines Vortrags. Das Bekenntnis wurde 1948 von der
Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam
verabschiedet. Dutzmann erläuterte, welche Bedeutung diese Aussage in
der heutigen Zeit hat.
Das christliche Bekenntnis von 1948 habe nach dem Zweiten Weltkrieg ein
notwendiges „Nein!“ zu militärischen Handlungen dargestellt. Diese
Friedensethik sei auch heute grundlegend und keineswegs überholt: „Ein
Krieg in unserer Region ist momentan zwar unwahrscheinlich, doch gibt es
andere real existierende Konflikte und Gefahren in der Welt“, so der
Landessuperintendent.
Immer neue Kriege würden begonnen. Der Terrorismus stelle eine Bedrohung
dar – genauso wie Armut, soziale Ungerechtigkeiten und der Klimawandel.
Theologie und Ethik haben laut Dutzmann diesen neuen Umständen Rechnung
zu tragen, wollen sie nicht weltfremd erscheinen. „Es genügt nicht mehr,
in der negativen Beurteilung des Krieges zu verharren. Vielmehr muss die
positive Vision des Propheten Jesaja zum Frieden hin stärker in den
Blick genommen werden.“
Die Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland „Aus
Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ von 2007 gehe über
das Bekenntnis von 1948 hinaus und ziele auf einen „gerechten Frieden“
ab. Darin sind nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch der
Schutz vor Gewalt, Abbau von Not sowie Förderung der kulturellen
Vielfalt enthalten.
Militärische Intervention könne für eine begrenzte Zeit den nötigen Raum
dafür schaffen, müsse jedoch stark mit zivilen Maßnahmen verknüpft sein,
so Dutzmann.
Was den Bundeswehreinsatz in Afghanistan angehe, so sei der Vorrang für
zivile Maßnahmen vor militärischen Handlungen dort nicht eindeutig zu
erkennen, kritisierte er. Auch wies er auf das Fehlen eines eindeutigen
Gesamtkonzeptes und einer Exit-Strategie hin.
Christen und die Kirche müssten immer wieder ihren Beitrag dazu leisten,
den Frieden zu bewahren. Der Einsatz für die Versöhnung sowie das Gebet
für den Frieden spielten dabei eine wichtige Rolle. „Das Gebet,
besonders das fürbittende Gebet, stiftet Gemeinschaft“, sagte Dutzmann.
Er erlebe jedoch nur wenige Menschen, die beharrlich für einen gerechten
Frieden in Afghanistan beteten. Zudem sollten in die Gebete auch die
Soldaten im Auslandseinsatz mit eingeschlossen werden.
Das Vernetzungstreffen wird jedes Jahr in einer anderen Stadt
ausgerichtet. Die mehrtägige Veranstaltung mit rund 70 Teilnehmern wurde
gemeinsam vom ökumenischen Friedensgebet an der Erlöserkirche Detmold
und vom ökumenischen Friedensgebetskreis Lemgo organisiert. Unter
anderem besuchten die Teilnehmer am Wochenende auch die Gedenkfeier auf
dem Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock.