
Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (rechts) und Landespfarrer Tobias Treseler (2. von links) begrüßten Prof. Dr. Jürgen Mansel (links) und leitende Regierungsschuldirektorin Mechthild Krämer auf dem Schulleiterbegegnungstag.
Selbstwertgefühl lehren
Prof. Dr. Jürgen Mansel auf der Schulleiterbegegnungstagung
Kreis Lippe/Lage-Stapelage. „Schüler müssen ihre Problemlagen nicht naturgesetzlich hinnehmen!“ Das Selbstwertgefühl der jungen Leute zu stärken, ist für Dr. Jürgen Mansel, Professor am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, eine der wichtigsten Aufgaben von Schule. Mansel sprach über „Problemlagen von Kindern und Jugendlichen aus Armutsverhältnissen“ auf der Schulleiterbegegnungstagung der Lippischen Landeskirche.
Alle Jungendlichen seien vom Gesellschaftswandel gleichermaßen betroffen. Es gebe dennoch Unterschiede, je nach sozialem Hintergrund. Kinder aus „bildungsnahen Familien“, in denen mindestens ein Elternteil das Abitur besitzt, erhielten beim Verlassen der Grundschule eher eine Gymnasialempfehlung als Kinder aus Arbeiter- oder Migrantenfamilien, und zwar trotz gleicher Schulleistungen. Jugendliche, die in Armut aufwüchsen, seien von gesellschaftlichen Desintegrationsprozessen stärker betroffen. Ihnen erscheine ihr Leben als sehr viel chancenloser als ihren Alterskameraden aus besser gestellten Familien.
Für die Lehrkräfte an den Schulen bedeute dies, so Professor Mansel, die Schülerinnen und Schüler zu einem Selbstmanagement und einer Selbstorganisation anzuregen und zu ermutigen, bzw. das Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu fördern. Mansel: „Es ist den Schülern zu verdeutlichen, wozu schulisches Lernen jenseits der Zeugnisnotenoptimierung dient.“
Zum Auftakt des Schulleitertags hatten Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und der landeskirchliche Schulreferent, Landespfarrer Tobias Treseler, die gute Kooperation der Schulen mit der Lippischen Landeskirche und den Ortskirchengemeinden gewürdigt. Schule und Kirche arbeiteten u.a. im Religionsunterricht, bei Schulgottesdiensten und der Lehrerfortbildung in wechselseitiger Wertschätzung eng zusammen. Vor diesem Hintergrund, so Treseler, sei die im linken Parteienspektrum Nordrhein-Westfalens laut gewordene Forderung, den Religionsunterricht abzuschaffen und ihn durch einen Ethikunterricht zu ersetzen, „abwegig und wirklichkeitsfremd“. Für die evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen sei es unverzichtbar, dass das biblische Menschenbild im Schulunterricht vorkomme, damit Kinder und Jugendliche in der Auseinandersetzung mit Sinn- und Orientierungsfragen zum christlichen Menschenbild Stellung nehmen könnten. Tobias Treseler: „Gerade der wertneutrale Staat lebt von einer akzentuierenden Wertevermittlung, wie sie im Religionsunterricht geleistet wird.“
07.12.2009