„Misch mit“

Interkulturelle Woche für NRW in Detmold eröffnet

Mitreißende Musik bot unter anderem der MEA-Gospelchor.

NRW/Detmold. In einem bewegenden Gottesdienst haben die drei Landeskirchen am Sonntag (27.09.) die Interkulturelle Woche für Nordrhein-Westfalen in Detmold eröffnet. „Misch mit“ ist das Motto in diesem Jahr: „Wir wollen mitmischen in der Migrations- und Flüchtlingspolitik“, so Pfarrer Dieter Bökemeier, Flüchtlingsbeauftragter der Lippischen Landeskirche.

„Bleiben dürfen“ unter dieser Überschrift berichteten Christel Yunga, Chudo und Usub Safojan, die alle drei über längere Zeit in lippischen Kirchengemeinden im Kirchenasyl gelebt haben, wie es ihnen heute mit einem gesicherten Aufenthaltsstatus ergeht. „Es ist schön, seine Heimat dort zu haben, wo man bleiben darf und wo kein Krieg herrscht“, sagt Christel Yunga und die Brüder Safojan ergänzen: „Damit, dass wir hier bleiben dürfen, ist unser Traum in Erfüllung gegangen“. Die Brüder verbrachten fast zwei Jahr im Kirchenasyl. Eine Zeit voller Ungewissheit und der ständigen Angst, in ihr Herkunftsland Armenien abgeschoben zu werden. Heute machen beide eine Ausbildung und sind in Vereinen integriert. „Das ist gut so“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, in seiner Predigt: „Macht eure Ausbildung, bringt euch ein mit all dem, was ihr zu bieten habt. Wichtig ist doch die Bereicherung, die wir durch die Menschen, die zu uns kommen, erfahren!“ Das Flüchtlingsgesetz sei ein Ordnungsgesetz, dessen Grundvoraussetzung Misstrauen und Abwehr sei: „Dabei brauchen wir Vertrauen!“ Das Kümmern um Fremdlinge sei immer schon Aufgabe der Kirche gewesen, so Schneider. Die Kirchen setzten sich ein für eine Bleiberechtsregelung jenseits der sogenannten „Kettenduldungen“, wenn Menschen nur für eine begrenzte Zeit eine Duldung erhalten und immer wieder auf eine Verlängerung hoffen müssten. Schneider: „Es sind Familien, die stets auf gepackten Koffern und ohne jede vernünftige Zukunftsperspektive unter uns leben. Ich begreife nicht, dass wir nicht zu einer anderen Lösung kommen.“ Rund 150.000 Menschen lebten ohne Aufenthaltsstatus in Deutschland. Immerhin habe es mit der Bleiberechtsregelung von 2007 einen ersten Schritt in die richtige Richtung gegeben, der aber viel zu wenige der Betroffenen erreicht habe.
Mitreißende Musik vom MEA-Gospelchor und vom Chor der Erlöserkirche begleitete den Gottesdienst. Im Anschluss gab es yezidisch-armenische Musik von den Brüdern Safojan und dem Jugendchor Joy aus Schapdetten im Münsterland. Unter der Moderation von Jens Heuwinkel wurden Statements zu den migrations- und flüchtlingspolitischen Hausaufgaben für den neuen Bundestag gesammelt – von Menschen mit Aufenthaltsstatus, von Asylbewerbern, Vertretern des Kreises, der Stadt und der Kirchen, von Amnesty international. Die Fraktionen des neuen Bundestags werden daraus „Hausaufgaben erhalten“: Gefordert werden unter anderem die Anpassung der Sozialleistungen für Flüchtlinge an das allgemeine Sozialhilfe-Niveau, die verbesserte Anerkennung von ausländischen Schul- und Studienabschlüssen und die Einbeziehung von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International bei der Einschätzung der politischen Situation in den Herkunftsländern von Flüchtlingen. Pfarrer Dieter Bökemeier forderte im Namen der Kirchen eine Abschaffung der Kettenduldungen und eine dauerhafte Bleiberechtsregelung nach einer bestimmten Mindestaufenthaltszeit in Deutschland. Die Kirchen befürworteten außerdem ein sogenanntes Resettlement-Programm, das viele andere Staaten bereits eingeführt hätten, und mit dem erstmalig in diesem Jahr 2.500 Iraker in Deutschland erfolgreich integriert würden. „Das ist unsere Forderung an den neuen Bundestag: Beschließen sie solch ein Programm, um regelmäßig eine größere Zahl von Menschen aus Krisenregionen nach Deutschland zu holen und ihnen hier eine Lebensperspektive zu ermöglichen.“

28.09.2009