Im Zeichen Calvins

Jahresempfang der Lippischen Landeskirche und des Dekanats Bielefeld-Lippe

Reiner Rohloff sprach auf dem Jahresempfang der Kirchen über den Reformator Johannes Calvin

Kreis Lippe/Lemgo. Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (Lippische Landeskirche) und Dechant Klaus Fussy (Dekanat Bielefeld-Lippe) konnten am vergangenen Freitag zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft zum jährlichen Empfang der beiden Kirchen begrüßen. Der Abend fand im Kirchlichen Zentrum der Stiftung Eben-Ezer statt.

Zu den Gästen zählten auch Bundestagskandidaten der im Parlament vertretenen Parteien. Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann richtete einen besonderen Gruß an die Wahlkämpfenden: “Wir danken Ihnen dafür, dass sie viel Kraft und Lebenszeit aufwenden, um unser Gemeinwesen zu gestalten“. Er verband dies mit der Hoffnung auf eine hohe Wahlbeteiligung am Sonntag.
Den musikalischen Rahmen des Abends gestaltete der Bläserkreis des Lippischen Posaunendienstes unter Leitung von Landesposaunenwart Christian Kornmaul. Den Vortrag hielt – im Calvinjahr 2009 – Pastor Reiner Rohloff, Studienleiter im Kloster Frenswegen und Autor des Buches „Calvin kennen lernen“. Er sprach über „Freiheit und Verantwortung – Impulse Johannes Calvins (1509-1564) für eine gerechte Gesellschaft.“
Laut Reiner Rohloff bestand für Calvin die vornehmste und zugleich wesentliche Aufgabe des Staates in der Sorge für Freiheit und Gerechtigkeit: „Das beinhaltet unter anderem das Eintreten für die freie Religionsausübung und die Gleichheit aller vor dem Gesetz.“ Eine der aktuellen Herausforderungen zum Handeln sei die wirtschaftliche Situation, in die viele Menschen nicht erst durch die Finanzkrise geraten seien, „die zu Abhängigkeiten und Ungleichheiten in der täglichen Grundversorgung, in Wohn- und Bildungsmöglichkeiten, in gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten führt, die letztlich eine erhebliche Einschränkung von Freiheit bedeuten.“ Das ehren- und hauptamtliche Engagement, zum Beispiel in der Diakonie, sei sehr ausgeprägt, so Rohloff weiter, „aber hat Politik, ganz gleich welcher Farbe, nicht ausdrücklich dafür Sorge zu tragen, dass solche Ungleichheiten, Abhängigkeiten und Unfreiheiten minimiert werden? Es tut gut, sie ohne jede Überheblichkeit daran zu erinnern.“ Rohloff stellte darüberhinaus beispielhafte Projekte vor, so wie Grameen, die von dem Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus gegründete Bank zur Vergabe von Mikrokrediten an Arme.
Dechant Klaus Fussy warnte angesichts der Finanzkrise vor einem Auseinanderbrechen der Gesellschaft. Die Kirchen sollten sich öfter Gesellschafts- und Gegenwartsfragen öffnen, so Fussy zum Abschluss des Abends.

22.09.2009