Im Kirchturm: Ein Teil der Besucher ließ sich in 47 Metern Höhe von Pfarrer Matthias Schmidt (links) die Geschichte der Glocken erläutern.

Ausklang mit Premiere

Lippischer Orgelsommer erstmals in Bad Salzuflen

Kreis Lippe/Bad Salzuflen. Der „Lippische Orgelsommer 2009“ klang aus mit einer Premiere: Erstmals in der jetzt vierjährigen Geschichte der Vortrags- und Konzertreihe beteiligte sich mit der ev.-ref. Kirchengemeinde Schötmar eine Gemeinde aus dem Stadtgebiet Bad Salzuflens an der von der Lippischen Landeskirche und dem Lippischen Heimatbund angebotenen Veranstaltungsreihe. Rund 150 Besucher trafen sich am Sonntag, 16. August, in der Kilianskirche Schötmar zu einer Kirchen- und Ortsführung mit Kaffeetrinken sowie zum musikalischen Orgelsommerabschluss mit Kirchenmusikdirektor Ralf Bölting.

Pfarrer Matthias Schmidt brachte den Gästen des Nachmittags die Geschichte der Kilianskirche näher, deren Wurzeln zurückreichen in die Zeit Karls des Großen. Die nach dem legendären iroschottischen Missionsmönch Kilian benannte erste Kirche wurde zwischen 780 und 800 als Holzkirche erbaut. Das jetzige Kirchengebäude im Stil der Neugotik galt bei seiner Fertigstellung 1854 mit damals 2000 Plätzen als „größte Dorfkirche Deutschlands“. Die Kilianskirche sei mit heute insgesamt 1200 Plätzen Lippes größte Kirche, berichtete Pfarrer Schmidt.
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurden die alten ornamentalen Kirchenfenster in der Apsis durch schlichte grau-weiße Fenster ersetzt und die Ausmalungen im Kirchenschiff weiß übergetüncht, um der Kirche das damals für reformierte Kirchen übliche schlichte Aussehen zu verleihen. Bei einer Renovierung 1981 wurden diese Veränderungen zum Teil wieder rückgängig gemacht. Insbesondere wurden die früheren Farben wieder hervorgeholt. 2003 wurden die Fenster im ursprünglichen Stil saniert.
Nach den einführenden Worten Schmidts teilten sich die Orgelsommer-Gäste in Gruppen auf, um mehr über Schötmars Geschichte zu erfahren. Jan-Christian Pinsch führte durch das am Kirchplatz gelegene, 1588 erbaute und damit älteste Haus Schötmars. Der in den Jahren 2000 bis 2003 restaurierte Fachwerkbau dient heute als Begegnungsstätte und wird von der Kirchengemeinde verwaltet.
Bianca Wiesekopsieker und Gudrun Brummermann vom Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen luden ein zu einem Spaziergang durch Schötmars Ortsmitte und stellten dabei Haus und Leben des lippischen „Kreisphysikus“ (Amtsarzt) Ulrich Volkhausen (1854 - 1937) vor, der unter seinem Pseudonym „Korl Biegemann“ als lippischer Mundart- und Heimatdichter bekannter wurde als unter seinem eigentlichen Namen.
Pfarrer Schmidt bestieg mit seiner Gruppe den (ohne Kreuz) 47 Meter hoch aufragenden Turm der Kilianskirche und erzählte hier die Geschichte der Glocken, darunter die 1437 vermutlich auf dem Kirchplatz gegossene Katharina-Glocke, die das älteste erhaltene „Monument“ der Stadt Bad Salzuflen ist und seit 1437 fast ohne Unterbrechung geläutet hat.
An das Kaffeetrinken im Gemeindehaus und im Park der Begegnungsstätte schloss sich das von Ralf Bölting gestaltete Orgelkonzert mit Werken von Bach, Mozart und Lefébure-Wély an. Bölting machte seine Zuhörerschar auch aufmerksam auf die Besonderheiten der 1971 von der Bautzener Firma Eule eingebauten Orgel, die 2004 vom ortsansässigen Orgelbauer Schröder überholt wurde.
Dr. Stefan Wiesekopsieker vom Lippischen Heimatbund stellte in seiner Bilanz fest, dass die im Jahr 2006 begonnene Erfolgsgeschichte des Orgelsommermottos „Kirche - Kaffee - Konzert“ bei den diesjährigen sieben Veranstaltungen fortgeschrieben worden sei. Etwa 1.400 Interessierte hätten die sieben Stationen des Orgelsommers besucht.

18.08.2009