Ein Abend mit Johannes Calvin
Texte und Musik in der Erlöserkirche am Markt
Von Calvin habe über die Jahrhunderte ein verzerrtes Bild überlebt, schilderte Gerrit Noltensmeier. Calvin habe „als magenkranker Tyrann Genfs“ gegolten, der imstande gewesen sei „jeder Form von Spaß ein Ende zu bereiten“. Noltensmeier vermittelte am Sonntagabend den etwa 300 Besuchern in der Erlöserkirche ein anderes Bild des Reformators. Er warf unter anderem einen Blick in Calvins Elternhaus, seine Kindheit, seine Flucht aus Frankreich, seine Begegnung mit den reformatorischen Schriften Martin Luthers. Noltensmeier: „Calvin war vielleicht der größte Schüler Luthers“. In Genf, einer Stadt die damals in wenigen Jahren ihre Einwohnerzahl aufgrund der zahlreichen französischen Glaubensflüchtlinge verdoppelte, entwickelte Calvin seine Ordnung von Kirche und Gemeinde – mit den vier Ämtern des Pastors, des Lehrers, des Presbyters und des Diakons.
Doch auch der private Johannes Calvin kam zu Wort, so in einem von Markus Hottgenroth vorgetragenen Brief, in dem Calvin über das Sterben seiner Frau Idelette de Bure erzählt, deren Tod er sehr betrauerte.
Und dann war da noch das von Calvin angestoßene Singen der Psalmen im Gottesdienst, am Sonntagabend eindrucksvoll von der Kantorei der Christuskirche Detmold unter der Leitung von Burkhard Geweke sowie von Johannes Pöld an der Orgel zum Klingen gebracht.
Insgesamt machte der Abend deutlich: Calvin war ein Kind seiner Zeit, bestimmt von den Notwendigkeiten seiner Zeit. Der freudlose, harte Mensch, der gewesen zu sein man ihm nachsagt, war er nicht. Bleibend, so Noltensmeier, seien unter anderem Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, die Leidenschaft für die Ehre Gottes, die Lehre vom Abendmahl, die internationale Ausstrahlung. Vor allem aber: „die heilsame Konzentration auf das, was im Innersten Bestand hat.“
18.05.2009