Missionsarbeit heute

Ein Interview mit Pfarrerin Birgit Krome-Mühlenmeier

Kreis Lippe. Pfarrerin Birgit Krome-Mühlenmeier (Wülfer-Knetterheide) ist auf der Vollversammlung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) im Juni auf Borkum in den 14-köpfigen Aufsichtsrat der Missionsgesellschaft gewählt worden. 35 Mitgliedskirchen in Afrika, Asien und Deutschland zählt die VEM, eine davon ist die Lippische Landeskirche.

Birgit Krome-Mühlenmeier, Sie engagieren sich in der Vereinten Evangelischen Mission. Was bedeutet Mission heute?

Gott gemeinsam auf die Spur zu kommen! Schon lange nicht mehr „Und willst du nicht mein Bruder sein …“, sondern voneinander lernen, sich mit Menschen aus verschiedenen Kontexten und Kulturen in einen gemeinsamen Lernprozess zu begeben, in dem dann jede und jeder seine Lebens- und Glaubenserfahrungen mit einbringt.

Was sind die Schwerpunkte der Arbeit der VEM?

Neue, zeitgemäße Wege sollen erprobt werden, um mehr Menschen mit der christlichen Botschaft bekannt zu machen. Diakonie wird als neuer Arbeitsbereich eingerichtet, um die vorhandenen Erfahrungen der verschiedenen Mitgliedskirchen besser nutzen zu können und voneinander zu lernen, etwa im Bereich der Aidsarbeit und im Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Klimagerechtigkeit wird ein weiterer Schwerpunkt in den folgenden Jahren sein. Die VEM-Mitglieder in Afrika, Asien und Deutschland haben den Klimawandel schon auf unterschiedliche Weise zu spüren bekommen. Die auf Borkum eröffnete Ausstellung zur Klimagerechtigkeit kommt in 2009 auch zu uns nach Lippe.

Warum engagieren Sie sich in der VEM?

Weil ich ein von Grund auf neugieriger Mensch bin und Gottes Wort gerne aus verschiedenen Blickwinkeln und Kontexten lese, diskutiere, erlebe. Während meiner fünf Jahre in der Bekennenden Kirche Südafrikas (heute: „Uniting Reformed Church“) habe ich den Glaubensaustausch als unwahrscheinlich stärkend und mein Leben bereichernd erfahren. Als lippische Pfarrerin bin ich von meiner Landeskirche beauftragt worden, meine Erfahrungen als „Verbindungsfrau“ zwischen VEM und Landeskirche einzubringen.

Was kann die VEM erreichen, bzw. hat sie schon erreicht?

Zum Beispiel, dass sie sich aus einer deutschen Missionsgesellschaft, die in Afrika und Asien wirkte und klar von den Europäern dominiert wurde, weiterentwickelt hat. Heute ist die VEM eine partnerschaftlich arbeitende und ausgerichtete Gemeinschaft von Kirchen und der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel.

Wie wirkt sich die aktuelle Lage (Preissteigerungen, Lebensmittelverteuerung) auf die Arbeit der VEM aus?

Die knapper werdenden Finanzmittel fordern uns heraus, die aus unserem Glauben gewonnen Einsichten auch weiterhin überzeugend in Taten umzusetzen, zum Beispiel in den Bereichen Partnerschaften, interreligiöser Dialog und Menschenrechte. Um hierfür Strukturen zu bündeln und effektiver zu gestalten, hat die VEM weitreichende Änderungen in ihrer Leitungsstruktur und Arbeitsweise beschlossen. Unter anderem wurde der zuvor 26köpfige Council in einen Aufsichtsrat von 14 Delegierten aus den drei Regionen konzentriert.

Warum ist die Arbeit der VEM auch weiterhin wichtig?

Weil wir Menschen für Gott weiterhin wichtig sind, seine Mission mit uns dauert an. Leider besteht aber die Gefahr, dass gerade in den deutschen Kirchen aufgrund der rückläufigen Finanzen auch der Blick über den Tellerrand zurückgeht. Das „Freiwilligen-Programm“ der VEM, mit dem junge Erwachsene nach der Schule in einer der drei Regionen leben und arbeiten können, hilft uns da auf die Sprünge. Christliche Kirche ist immer eine ökumenische Bewegung (die ganze Welt umspannend), damit wir miteinander und füreinander als nahe und ferne Geschwister unserem Gott auf die Spur kommen!

08.08.2008