Herberge zur Heimat im Fokus

Fernsehteam drehte Beitrag für ZDF

Matthias Neuper, Leiter der Herberge zur Heimat, beantwortet vor der Kamera die Fragen von Jule Kilimann.

Detmold. Schulterbraten, dicke Bohnen, Kartoffeln und Schokopudding – Fritz Steinke schmeckt’s in der Stadtküche der „Herberge zur Heimat“ in Detmold. Heute hat er allerdings beim Essen ungewohnte Gesellschaft. Ein kleines Fernsehteam filmt ihm über die Schulter. Denn über die Herberge zur Heimat, Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen, wurde jetzt ein Film gedreht. Fürs ZDF. Arbeitstitel: Leben lassen.

„Das ist doch schon prima“, meint Jule Kilimann, als die Szene am Mittagstisch im Kasten ist. Ulf Rosarius(Kamera), Dieter Brockmann (Ton) und natürlich Fritz Steinke haben einiges dazu beigetragen, dass alles geklappt hat. Steinke („…man weiß, dass man gut aussieht…“) zeigt keine Scheu vor der Kamera. Es macht dem Hartz IV-Empfänger nichts aus im Bild zu sein, er wird auch später noch dem Fernsehteam seine Wohnung in einem von der Herberge angemieteten Haus in Lemgo präsentieren.

So gesehen ist der 56-jährige Steinke ein Glücksgriff für das Team. Nicht jeder, der die Hilfe der Detmolder Einrichtung in Anspruch nimmt, möchte dabei gefilmt oder befragt werden.

Jule Kilimann kennt das. Sie betreibt gemeinsam mit ihren Eltern die Produktionsfirma „Kilimann TV“, und die ist besonders auf Themen aus dem sozialen Bereich, der Theologie oder der Entwicklungspolitik spezialisiert. Ohne genaues Hinhören und sensibles Nachfragen geht nichts.

Der zweite geplante Dreh in einer kleinen Apartmentwohnung der Herberge scheitert dann auch. Katharina soll ihre kleine Wohnung kurz vorstellen und ein wenig von sich erzählen. Als das Fernsehteam die ersten Vorbereitungen trifft, Dieter Brockmann ihr ein Funkmikrofon verpasst und ein zusätzlicher Scheinwerfer zur besseren Ausleuchtung installiert wird, wird sie zusehends nervöser. Das ist ihr einfach zuviel. Kein Stress, da zeigen alle Verständnis. „Das haben wir nicht gut vorbereitet“, merkt Kilimann selbstkritisch an. 

Katharina bleibt hinter der Wohnzimmertür mit dem Schild „Schuld abladen verboten“ zurück, und Jule Kilimann wendet sich Matthias Neuper zu. Der Sozialarbeiter leitet die Herberge, die als Stiftung unter dem Dach des Diakonischen Werks der Lippischen Landeskirche arbeitet. Er soll die Arbeit der Einrichtung erklären. „Wir drehen im Gang vor dem Treppenhaus, das finde ich sympathischer bei dem Thema“, meint Kameramann Rosarius. Keiner widerspricht, weil die ursprüngliche Idee, vor dem Haus mit Herbergsschild im Hintergrund zu filmen, dann doch zu sehr „wie Amt oder Polizei“ aussehe.

Wie kommen die Leute in die Herberge? Wie viele Trainingsapartments für Wohnungslose gibt es? Wie vielen Menschen kann geholfen werden? Matthias Neuper weiß auf Jule Kilimanns Fragen die Antworten. Er erzählt zum Beispiel von den 30 stationären Plätzen in der Herberge, dem Café und dem Flohmarkt, die von ehemaligen Wohnungslosen als „1-Euro-Jobber“ betreut werden. Er spricht vom Leben auf der Straße und davon, dass die Einrichtung etwa 45 Menschen pro Jahr helfen kann. „Schwierig wird es, wenn Menschen sich nicht auf uns einlassen“, sagt Neuper.

Einer, der sich eingelassen hat, ist Manfred Koch. Er arbeitet im Café und stellt seinen Arbeitsplatz vor der Kamera vor. „Ich habe 17 Jahre auf der Straße gelebt, und bin froh, dass ich jetzt hier eine Chance bekommen habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Ohne Betreuung hätte ich das nie geschafft“, sagt er. Er hätte noch viel zu erzählen, aber so lang wird der Fernsehbeitrag nicht, da kann man nicht alles bringen.

Jetzt geht’s noch in den Flohmarkt, und dann zur Außenstelle Lemgo in Fritz Steinkes Wohnung.

Der Nachmittag ist schon fortgeschritten, Bild und Ton sind im Kasten, in und um die Herberge zur Heimat ist Alltag eingekehrt. Die, die sich während der Aufnahmen nicht ins Haus oder ins Café getraut haben, sind von der Öffentlichkeit wieder unbeobachtet und meistens auch unbeachtet. 

Übrig bleibt einiges an Material, das für das ZDF, Redaktion „sonntags“, Untertitel „TV fürs Leben“, auf etwa vier Minuten geschnitten wird. Der Sendetermin steht noch nicht fest. Eventuell am Sonntag, 24. Februar. Morgens um 9 Uhr.  

25.01.2008