Seelsorge für Soldatinnen und Soldaten

60 Jahre Evangelische Militärkirchengemeinde Augustdorf

60 Jahre Evangelische Militärkirchengemeinde Augustdorf. Mit Militärdekanin Petra Reitz, Militärpfarrer Claus Wagner, Kirchenrat Tobias Treseler und Militärpfarrerin Annette Schulz (von links).

Augustdorf. Die Evangelische Militärkirchengemeinde Augustdorf hat ihr 60-jähriges Jubiläum Pfingstsonntag in einem Festgottesdienst gefeiert.
Am 5. Juni 1962 beschloss die Synode der Lippischen Landeskirche die Gründung. Binnen weniger Jahre entstanden das Gemeindezentrum, die Kindertagesstätte und ein Kirchenchor, der seitdem das Gemeindeleben regelmäßig mit Konzerten bereichert.

Die Gemeinde verbindet Bundeswehr und Zivilgesellschaft. In Musikgruppen, Gottesdiensten zur Besinnung vor und nach Einsätzen, Konfirmandenunterricht und Seelsorge schafft sie Angebote für Soldaten und deren Familien sowie Zivilisten, die sich der Kirchengemeinde verbunden fühlen. Einen wesentlichen Teil der Gemeindearbeit leistet das Team der Kita „Stachelbär“ für Kinder und deren Eltern, die überwiegend Soldatinnen und Soldaten sind.

Die beiden Militärpfarrer, Annette Schulz und Claus Wagner, die Hauptamtlichen im Büro und im Küsterdienst sowie zahlreiche Ehrenamtliche verleihen der Gemeinde ein freundliches Gesicht.

Den Festgottesdienst umrahmte der Militärkirchenchor unter Leitung von Julian Weller mit der festlichen Postoralmesse „Missa brevis in G“ von Mozart, denen die Solisten Sarah Kuppinger (Sopran), Anna-Lucia Forck (Alt), Yoseph Park (Tenor) und Steffen Schulte (Bass) großen musikalischen Glanz verliehen.

Die Predigt hielt die Leitende Militärdekanin Petra Reitz aus Köln über Johannes 20,19-23. An Pfingsten saßen die Jünger nach der Kreuzigung Jesu ängstlich zusammen bei verschlossenen Türen. Angst schränke den Bewegungsradius ein. „Geistliche Erfahrungen macht man meistens dann, wenn nichts mehr geht.“ Erst im Äußersten des Innersten könne neues Leben anbrechen: „Jesus erscheint mitten unter ihnen.“ Diese Erfahrung sei wesentlich auch für Einsatzsoldaten, die mit einer Verletzung der Seele zurückkommen; lebend zwar, aber eingeschlossen. Ein Lockdown sei gegen einen solchen persönlichen „Locked-in“ harmlos.

Das Evangelium halte Trost bereit. Nach der Kernung komme die Weitung. Jesus hauchte sie an und schenkte ihnen den Heiligen Geist. „Indem Christus ausatmet – atme ich ein. Sein Aus-Atmen ist mein Ein-Atmen.“ Alles was wir beim Ausatmen losließen, werde von Jesus eingeatmet. „Mit allem, was ich in diesem Aus-Atmen hineinlege, meine Ängste, Gefühle, Liebe, mein Wissen und Sein, erlaube ich Jesus, an mir zu wirken.“ Pfingsten erzähle Atemzug für Atemzug von einer sehr intimen Erfahrung und Weitung und führe zum Ursprung in Christus zurück.

Nach dem Festgottesdienst lud die Militärkirchengemeinde alle Gottesdienstbesucher zum Empfang in das Soldatenheim Oase ein. Kirchenrat Tobias Treseler überbrachte Glückwünsche der Lippischen Landeskirche. „Mit 60 Jahren blickt man auf zahlreiche Erlebnisse zurück, von denen die guten und wichtigen zu Erfahrungen geworden sind.“ Die evangelische Militärkirchengemeinde sei für ihre Aufgaben gut aufgestellt. Sie gehöre ungeachtet ihres besonderen Auftrags ganz selbstverständlich in den Kreis der Gemeinden der Lippischen Landeskirche. Pfingsten als Geburtstag der Kirche sei ein geeigneter Tag für ein Jubiläum, bei dem der Heilige Geist der Ehrengast sei. „Ich wünsche der Militärkirchengemeinde, dass dieser Ehrengast dauerhaft bleibt und weht und gute und überraschende Erfahrungen ermöglicht.“  

21.06.2022