Pfarrerin Ulrike Bell konnte „aus erster Hand“ von England berichten.

„Gott wirkt in die Dunkelheit hinein“

Weltgebetstag von Frauen aus England, Wales und Nordirland vorbereitet

Lemgo. „Zukunftsplan: Hoffnung“ lautete das Motto des Weltgebetstages 2022. Frauen verschiedener christlicher Konfessionen hatten in über 120 Ländern dazu eingeladen. In diesem Jahr stammte das Programm des Gottesdienstes, der immer am ersten Freitag im März stattfindet, von Frauen aus England, Wales und Nordirland. Auch in Lippe wurde gefeiert, etwa in der Kirche St. Nicolai in Lemgo.

Aktuell stand der Gottesdienst am Freitag (4.3.) auch im Zeichen des Krieges in der Ukraine, er war geprägt von der Bitte um Frieden und der Fürbitte für die Opfer. „Gott wirkt in die Dunkelheit hinein“, ist sich Pfarrerin Ulrike Bell sicher.

Biblische Grundlage des Weltgebetstags war ein Brief des Propheten Jeremia (Jeremia 29,1-14), der während des babylonischen Exils (586-539 vor Christus) in Jerusalem wirkte. Er wendet sich mit einer ermutigenden Botschaft an die nach Babylon Verschleppten: Der Plan Gottes sieht vor, dass sich die Juden im Exil für das Gemeinwesen engagieren, dass sie Häuser bauen und Familien gründen sollen.

„Gott hat gute Pläne, auch für uns“, so Pfarrerin Bell. Das bedeute, die Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen. Und die ist nicht gering in dem Land, in dem dieser Weltgebetstag vorbereitet wurde: Ein Fünftel der Bevölkerung in England, Wales und Nordirland lebt unter der Armutsgrenze. Ein drängendes Problem ist auch häusliche Gewalt – vier Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen sind davon betroffen.

Ulrike Bell konnte fast aus erster Hand von England berichten, denn sie war dort seit 2004 als Theologin tätig, bevor sie im vergangenen Jahr Pfarrerin in St. Nicolai wurde. Sie sprach von der Schönheit der Landschaften, sie erinnerte daran, dass im Vereinigten Königreich die Frauen Ende des 19. Jahrhunderts erbittert um ihr Wahlrecht kämpften und dass das heutige Großbritannien wie wenige andere Länder vom Zusammenleben zahlreicher Kulturen bestimmt ist. In dem weitgehend säkularen Land spiele das Christentum öffentlich keine große Rolle, doch wer sich zur Kirche halte, tue dies bewusst und engagiert.

Frauen aus Lemgoer Kirchengemeinden wirkten mit Schriftlesung, Schuldbekenntnis und Gebet an dem Gottesdienst mit. Sigrun Stahr gestaltete ihn mit ihrer Blockflöte musikalisch: mit ruhigen, meditativen Melodien.

Der Weltgebetstag (WGT), der Grenzen überwinden will, wurde allerdings nicht gemeinsam von allen Christinnen in Großbritannien vorbereitet: Die Frauen in Schottland haben dafür ihr eigenes Komitee. Die Gründe sind historisch: Der Weltgebetstag hat 1930 in Schottland begonnen. In England hat er einen separaten Ursprung. „Und dann sind wir verschiedene Wege gegangen“, erklärt Elizabeth Borroughs, die Vorsitzende des WGT-Komitees England, Wales, Nordirland.

07.03.2022