Archiv 2005 - 2001

12.11.2002

Auf jüdischen Spuren in Detmold

Pressemitteilung: Stadtrundgang im Rahmen der Ökumenischen Friedenstage

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Micheline Prüter-Müller (Mitte), hier an der Gedenkstätte Alte Synagoge, führte zu bekannten und unbekannten Orten der Erinnerung an jüdisches Leben in Detmold.

Micheline Prüter-Müller von der christlich-jüdischen Gesellschaft wusste gleich am Treffpunkt, dem Marktplatz, einiges über jüdische Kaufleute zu erzählen, die in der Innenstadt ihre Geschäfte hatten. Zum Beispiel die Detmolderin Ruth Michaelis-Jena, die am Markt einen kleinen Buchladen betrieb. Als 1933 antisemitische Hetzparolen an die Schaufenster geschmiert wurden und SA-Leute den Eingang blockierten, gab sie ihr Geschäft auf. 1934 gelang es ihr, nach Schottland zu emigrieren.
In der Langen Straße 36 hatte Eduard Kauders sein Schuhhaus. Er musste sein Geschäft verkaufen und in seinem eigenen Laden als Angestellter weiterarbeiten. Im November 1938 wurde er verhaftet. Eduard Kauders kam im KZ Auschwitz ums Leben.
Die jüdischen Spuren führen auch in die Gartenstraße 6. Das Haus war eines der sogennannten Judenhäuser Detmolds, in denen bis zu elf Familien zusammengepfercht leben mussten. In der Gartenstraße war von 1939 an auch die kleine jüdische Schule untergebracht - die 17 Schüler und ihre vier Lehrer hatten sich mit einem Zimmer zu begnügen. Seit 1941 lichteten sich ihre Reihen: Viele wurden in Konzentrationslager deportiert. 1942 gab es in Detmold keine jüdische Schule mehr. Doch nicht nur von Opfern wusste Micheline Prüter-Müller anschaulich zu erzählen. Einer der Täter war Jürgen Stroop, geboren und aufgewachsen in der Mühlenstraße. Stroop erlangte traurige Berühmtheit: Als SS-Brigadeführer ließ er 1943 alle Juden im Warschauer Ghetto ermorden. Aus Detmold sind – so weit heute bekannt - 162 Menschen unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ums Leben gekommen. Die meisten waren Juden. Zwei Orte erinnern an die Toten: zum einen der Gedenkstein in der Lortzingstraße, wo bis 1938 die große Synagoge stand. In der Nacht zum 10. November brannten die Nazis sie bis auf die Grundmauern nieder. Zum anderen die Gedenkstätte in der Twete an der alten Synagoge. Hier berichten große Tafeln von den Opfern. Erst kürzlich haben unbekannte Täter Papier unter das Plexiglas geschoben und angezündet. Inzwischen sind die Gedenktafeln gereinigt und die sichtbaren Schäden behoben worden.

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