Archiv 2005 - 2001

28.08.2002

Wo war Gott?

Pressemitteilung: Referat zur Theologie nach Auschwitz

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Werben um christlich-jüdischen Dialog: Maik Fleck (links) und Ralf Leßmann.

Maik Fleck stellte dazu zwei jüdische und eine christliche Position vor. Alle gehen davon aus, dass der Holocaust nicht zu vergleichen sei mit „...all den Fürchterlichkeiten, die Menschen sich einander antun können“, wie der Referent sagte. Die Frage ist also, ob man nach der Judenvernichtung noch Vertrauen in Gott haben könne: „Wenn es einen Gott gibt, wie konnte es dann Auschwitz geben?“ Fragen, mit denen sich Ellie Wiesel, Hans Jonas und Friedrich-Wilhelm Marquardt in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Ergebnissen auseinander gesetzt haben. Ellie Wiesel, selbst Überlebender von Auschwitz, kommt zu dem Schluss, dass Gott dort „gestorben, erhängt, ermordet“ worden sei.
Hans Jonas meint dagegen, dass Gott sich bei der Schöpfung selbst zurückgenommen und sich auf das Erschaffene eingelassen habe. Daher sei er selbst ausgeliefert gewesen. „In Auschwitz schwieg Gott nicht deshalb, weil er nicht reden wollte, sondern weil er nicht reden konnte“, fasste der Referent die Position von Jonas zusammen.
Friedrich-Wilhelm Marquardt kommt zu dem Schluss, dass es nur möglich sei von Gott zu reden, weil seine Verleugnung den „Architekten“ des Holocaust noch nachträglich recht geben würde. Theologie könne keine Antworten mehr geben, sondern nur Hoffnungen und Utopien. Marquardt leitet aus diesen Überlegungen laut Fleck auch konkrete Forderungen an Theologie ab, die sich besonders gegen die Abgrenzung gegenüber anderen richteten. Definition durch Abgrenzung sei nach Auschwitz nicht mehr möglich.
Ein schwieriges Thema, das aber ebenso wie die Referate aus den vorangegangenen Wochen gut zur Ausstellung passte. „Die Resonanz war sehr gut, auch die Vorträge waren trotz Ferienzeit immer gut besucht“, zog Ralf Leßmann von der Evangelischen Erwachsenenbildung ein durchweg positives Fazit. Mit den Veranstaltungen sei es gelungen, auch ein wechselndes Publikum anzusprechen.

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