Archiv 2005 - 2001

31.10.2005

„Abends in der Bibliothek……“

Pressemitteilung: „Abends in der Bibliothek……“ Beliebte Veranstaltungsreihe in der Theologischen Bibliothek wieder eröffnet

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Pastorin Bettina Hanke-Postma und Prof. Dr. Wolfdietrich von Kloeden informierten über den Theologen, Philosophen und Schriftsteller Sören Kierkegaard.

Auf Einladung von Pastorin Bettina Hanke-Postma und Bibliothekarin Ute Lanta berichtete Prof. Dr. Wolfdietrich von Kloeden vor etwa 30 Zuhörern in der Bibliothek über Kierkegaards Leben. Er zeichnete den Weg des genialen Dänen, dessen Denken großen Einfluss auf die Theologie und Philosophie des 20. Jahrhunderts hatte, von seiner Geburt im Jahre 1813 bis zu seinem Tod 1855 nach. Obwohl Kierkegaard Kopenhagen nur selten verlassen hat, habe er sich als Europäer gefühlt, „in Sachen europäischer Kultur und in Sachen europäischer Theologie, die er aufbrechen wollte und in einem Strom der europäischen Literatur“ so von Kloeden.
In Kopenhagen galt Kierkegaard seinerzeit als seltsamer Einzelgänger. Er lag im Streit mit seinen Mitbürgern und der Kirche. Sein Denken beschäftigte sich mit der Existenz des Einzelnen vor Gott. Das Leben ist nach Kierkegaards Auffassung durch Wahl und Verantwortung gekennzeichnet. Der Begriff der Angst spielt dabei eine große Rolle. Letztendlich könne die Angst nur durch die Gnade Gottes überwunden werden.
Von Kloeden ging vor allem auf Kierkegaards Herkunft und dessen Verhältnis zum Vater ein, um sich dem problematischen, von vielen Ängsten begleiteten Leben und dem Denken des Philosophen und Theologen zu nähern.
Michael Pedersen Kierkegaard sei dem Sohn in großer Liebe zugetan gewesen. Von ihm erfuhr Sören die christliche Prägung. Dennoch begleiteten den jungen Mann tiefgreifende Probleme, so wie der frühe Tod von fünf seiner sechs Geschwister. Da war auch die Schuld, die der Vater auf sich geladen hatte und seinem Sohn offenbarte: der angesehene, reiche Wollwarenhändler trieb offenbar zwei Männer finanziell in den Ruin und dadurch einen von ihnen in den Tod. Möglicherweise ein Ereignis im Leben Sören Kierkegaards, das ihn stark beeinflusste, ebenso wie das Geständnis des Vaters, in seiner kargen und schweren Kindheit Gott verflucht zu haben.
Um Sören Kierkegaard gerecht zu werden, reicht ein Abend nicht aus. Auch Prof. Wolfdietrich von Kloeden, ein Kierkegaard-Kenner, konnte nur schlaglichtartig Stationen im Leben des Dänen beleuchten. Dennoch bekamen die Zuhörer einen Eindruck vom Leben des sonderbaren Einzelgängers, der Theologe und Philosoph war, der nachts wie besessen schrieb und dessen wegweisendes Werk nicht systematisch aufgebaut, sondern in Essays, Parabeln oder auch Tagebuchaufzeichnungen erhalten ist.
Nächstes Thema in der Theologischen Bibliothek am Donnerstag, 17. November, 19.30 Uhr, ist „Gott – der Richter. Ein unverzichtbarer Aspekt jüdischen und christlichen Glaubens“. Gesprächsgast wird Pfarrer Maik Fleck sein, landeskirchlicher Beauftragter für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

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