Archiv 2005 - 2001

11.02.2002

„... du stellst meine Füße auf weiten Raum“

Pressemitteilung: 20 Jahre Ehe- Familien- und Lebensberatungsstelle in Barntrup

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Feierten zwei Jahrzehnte Lebensberatung in Barntrup: Christoph Pompe, Beraterin Gisela Stock, Berend Groeneveld und Gemeindepfarrer Michael Keil (von rechts).

„Gottes bewahrende Hilfe, bei den Höhepunkten und Tiefpunkten des Lebens – darum geht es. Ich predige über die Geschichte des Propheten Elia. Und die Geschichte setzt ein, wo dieser Mann einfach am Ende ist. Elia fürchtet um sein Leben, ... und wünscht sich nur noch zu sterben.“
Ehe- und Partnerschaftsberatung steht mit 50 Prozent in der „Beratungs-Hitliste“ oben an, Kinder- und Jugendlichenberatung, Seelsorge und Lebensberatung folgen auf den Plätzen. Angst, Einsamkeit, Streit, Probleme mit dem Partner, Behinderung, Krankheit, Alkoholismus, Selbstmordgedanken – nur einige Probleme, mit denen die Berater konfrontiert werden. Die Beratung ist kostenlos, sie steht allen Menschen offen, und sie unterliegt der Verschwiegenheit. Wichtige Kriterien für einen ratsuchenden Menschen. Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Klienten im Büro Barntrup ständig gestiegen ist. Von 17 im Jahr 1985 bis auf durchschnittlich 85 bis 95 in den letzen Jahren. Es sei nicht unbedingt „...die Nähe zur Kirche...“, die die Ratsuchenden im kirchlichen Beratungsdienst suchten, meint Berend Groeneveld. Ganz profan spiele die Nähe der Beratungsstelle zum Wohnort eine Rolle, aber die Leute würden bei kirchlichen Beratern auch oftmals eine bestimmten „Wertekanon“ voraussetzen. Kostenlos sei das Angebot woanders auch. In Barntrup ist es aber nicht nur kostenlos, sondern es scheint auch gut zu sein, sonst lässt sich der Zuwachs an Beratungsstunden wohl kaum erklären. Dafür nehmen die Klienten sogar eine Wartezeit von drei bis vier Wochen in Kauf. Solange dauert es nämlich, bis es losgehen kann. Nur akut Gefährdete müssen nicht warten.
„Wenn jemand in aussichtsloser Verzweiflung, deprimiert, voll suizidaler Gedanken ist, dann braucht er die Berührung eines anderen, Brot und Wasser. Mehr zunächst nicht. Schon gar keine Predigten und Vorwürfe. Das ist die Stärkung. Aber noch nicht die Lösung. ... Ein Feuer brennt, aber Gott ist nicht das Feuer. ... Elia begegnet Gott in einem stillen, sanften Sausen. ... Das ist wie eine Wiedergeburt: nach dem Tiefpunkt gestärkt und gesegnet weiterleben. Weil Gott nahe war.“
Drei Grundmuster von Problemlösungen hat Berend Groeneveld immer wieder ausgemacht: „Menschen verändern sich, ihr Verhalten oder ihre Lebensverhältnisse. Menschen lernen, unveränderliche Situationen zu akzeptieren, zu ertragen, anzunehmen. Menschen gelangen zu der Einsicht, dass sie den bestehenden Zustand gar nicht ändern wollen.“ Damit sieht er auch die Frage nach dem Erfolg einer Beratung beantwortet. Den können nur die Ratsuchenden beurteilen, für alle anderen ist er nicht messbar. Wie wichtig aber die professionelle Beratung ist, zeigt die Praxis. Die seelsorgerliche Begleitung des Pfarrers, der die „Beratungsarbeit“ früher alleine geschultert hat, ist nicht genug. Spätestens seit 1976 weiß das auch die Lippische Landeskirche. Da wurde die Beratungsstelle Detmold und die Nebenstelle Bad Salzuflen gegründet. Wenn man die wachsende Zahl der Ratsuchenden auch in der zweiten Nebenstelle Barntrup sieht, war das ein großer Erfolg.
„Kraftvolle Antworten wie Feuer, Sturm und Erdbeben geben wir wahrhaftig nicht. ... Was uns hält, ist Gottes Zusage, dass er mit seinem sanften Geist uns bei den Höhe- und Tiefpunkten des Lebens nahe sein will. Und dass wir seine Engel sein dürfen, die die Müden berühren: steh auf, iss und trink, du hast einen langen Weg vor dir.“
Wege weisen aus der Ausweglosigkeit, neue Lebensperspektiven eröffnen – dabei helfen die Berater in Barntrup seit 20 Jahren mit. Auf sie trifft der Psalm zu, in dem es heißt: „ ... du stellst meine Füße auf weiten Raum.“

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