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06.10.2003

„Endlich sind wir da“

Pressemitteilung: Haus der Kirche auf Gut Herberhausen in Detmold feierlich eröffnet

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Im alten Herrenhaus Herberhausen hat das Haus der Kirche nach langen Vorarbeiten einen Platz gefunden.

Ein Erntedankgottesdienst mit 300 Besuchern in der benachbarten Scheune eröffnete die Feier. Von einem „Seufzer der Erleichterung“ sprach Peter Thimm, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-Ost. Unter dem Motto „Endlich sind wir da“, stand Thimms Predigt, der mit seinem lutherischen Kollegen Hans Immanuel Herbers das Projekt von kirchlicher Seite leitete. Thimm zeichnete den mühsamen Weg zur Fertigstellung nach und brachte den technischen Prozess des Hausbaus mit der christlichen Gemeinschaft in Verbindung: „Bausteine der Kirche sind Menschen“. Dabei nahm er das biblische Motiv auf, das die Hoffnung bekräftigt, aus Fremden könnten in der Gemeinde Mitbürger werden.
Nach der Übergabe des Gebäudes durch Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier würdigte Karl Jasper vom Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport die Leistungen aller Mitwirkenden an der Renovierung des Herrenhauses. In seinem Grußwort sprach der Landesvertreter von einem guten Beispiel für die Umsetzung der Initiative „Soziale Stadt“. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte achtzig Prozent der Projektkosten für die Bauarbeiten getragen.
Ebenso wie Noltensmeier und Jasper lobte auch Bürgermeister Friedrich Brakemeier die Anstrengungen, das ehemalige Herrenhaus zu einem Ort der Gemeinschaft zu machen. Trotz schwieriger Phasen in der politischen Umsetzung des Planes – „immer wieder gab es Gegenwinde, meistens von rechts“ – stellte Brakemeier vor allem die gute Zusammenarbeit zwischen Land, Stadt, Kirche und Vereinen in den Vordergrund. Besonders freute sich der Bürgermeister über die erfolgreiche Zusammenarbeit von reformierten und lutherischen Gemeinden bei dem Bau des Hauses der Kirche. „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“, resümierte das Stadtoberhaupt. Als Geschenk der Stadt überreichte er einen Apfelbaum als Zeichen der Hoffnung.
Das Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und war zuletzt recht verwahrlost. Jetzt beherbergt das schlossähnliche Bauwerk einen Ort, an dem regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden, verschiedene Jugendtreffs, Deutschkurse, Hausaufgaben- und Lerngruppen, Frauenkreise, die Detmolder Tafel, einen Second-Hand-Laden und eine Bücherei. Zum stilvollen Ambiente beigefarbene Wände, braunen Eichentüren und verzierten Stuckdecken.
Von den 2800 Bewohnern des Detmolder Stadtteils Herberhausen, früher Hakedahl, sind 90 Prozent nichtdeutscher Herkunft. Die meisten Menschen, die heute in der ehemaligen englischen Militärsiedlung leben, kommen aus der früheren Sowjetunion oder aus der Türkei.
Seine integrative Wirkung zeigte das Gebäude schon vor der Fertigstellung: In den Wirtschaftsgebäuden des Hofes entstanden Werkstätten für Metall- und Holzverarbeitung, unter Anleitung erlernten hier rund 400 Arbeitslose – zum Teil als Auszubildende und in Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen – aus dem Stadtteil Herberhausen Handwerksberufe und wurden so in den Arbeitsmarkt integriert.
Und so ist das ehemalige Symbol der Feudalherrschaft schon vor seiner Fertigstellung zu dem geworden, was sich Pfarrer Thimm in seiner Predigt für die Zukunft gewünscht hat: dass das Haus der Kirche zu einem Ort der „tätigen Liebe“ als „Art der Verkündigung Gottes“ werde.

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