Archiv 2005 - 2001

14.09.2001

Das unvorstellbare Leiden anschaulich gemacht

Pressemitteilung: Das unvorstellbare Leiden anschaulich gemacht

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Carmen Uhlenbrock berichtete von der Verstümmelung afrikanischer Frauen und dem Engagement dagegen

Auf Einladung der Evangelischen Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche sprachen sie über die Hintergründe, die Auswirkungen und die Veränderungen einer Jahrtausende alten Tradition.
Auf 150 Millionen wird die Zahl afrikanischer Mädchen und Frauen geschätzt, die "beschnitten" wurden, und jährlich kommen etwa zwei Millionen hinzu. Das heißt, ihre Geschlechtsteile wurden und werden ihnen bei vollem Bewusstsein mit Rasierklingen, Messern, Scheren oder Glasscherben herausgeschnitten. Oft wird die Vagina bis auf eine kleine Öffnung zugenäht. Zur Leidensgeschichte der Frauen gehört das gewaltsame Öffnen und auch das Wieder-Zunähen ihrer Geschlechtsteile dazu. Ulrike Nieworth und Carmen Uhlenbrock machten das Leiden durch ihren gemeinsamen Vortrag anschaulich. Die Lesungen aus dem Buch "Die Wüstenblume" und Improvisationen der Flötistin Katrin Gehrke ergänzten den Vortrag. In knappen Worten fassten die Referentinnen den grausamen Akt zusammen: "Ein Körperteil wird abgeschnitten, ein Mensch verstümmelt. Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung." Was für uns ein Horrorszenario ist, bedeutet für die Afrikanerinnen tägliche Realität. Sie ist Ausdruck männlicher Allmachtsphantasien und sexueller Gewalt, die natürlich nicht nur in Afrika existiert. "Formen sexueller Gewalt, Eingriffe in den Körper von Frauen, die ihre Unversehrtheit, ihre Würde verletzen, gibt es weltweit", betonten die Referentinnen.
Dass man dagegen etwas tun kann, beweisen sie mit ihrem Projekt "Stoppt Klitorisbeschneidung". Bei den Kissi in Kenia wird immer wieder vor Ort versucht, alte traditionelle Strukturen aufzubrechen, den Frauen und Männern die schlimmen gesundheitlichen Folgen einer "Beschneidung" deutlich zu machen. 98 Prozent der Frauen des Volkes haben eine Verstümmelung ihrer Geschlechtsteile hinter sich. Und sie sind als "Beschneiderinnen" und als Mütter immer noch an der Fortsetzung der Tradition beteiligt.
Aber die Arbeit der ehrenamtlich tätigen Frauen des Kenia-Projektes zeigt erste Erfolge. Dazu bedarf es mühsamer Überzeugungsarbeit, die die afrikanischen Frauen als gleichberechtigte Ansprechpartnerinnen einbeziehe, wie Ulrike Nieworth und Carmen Uhlenbrock betonten. Inzwischen gebe es einige Frauen, die ihren Töchtern dieses Leiden ersparen, einige Männer, die durch Information über die massiven Folgen von der Sinnlosigkeit überzeugt werden konnten. Dies seien erste Auswirkungen einer neuen Einstellung, die durch ein Netzwerk verschiedener Personen vor Ort verstärkt und verbreitet wird. Inzwischen unterstützt der kenianische Staat diese hoffnungsvollen Ansätze. Natürlich könnten die Kenianerinnen ihre Lage nur selbst verändern, betonten die Referentinnen, sie würden lediglich ihre Unterstützung anbieten.
Wer ebenfalls seine Unterstützung anbieten möchte: Lebendige Kommunikation mit Frauen in ihren Kulturen e.V., Scharnhorststraße 11, 36037 Fulda.

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