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23.07.2001

Zum Pfarrkonvent nach Indonesien

Pressemitteilung: Zum Pfarrkonvent nach Indonesien

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Klaus Wesner

In der thailändischen Hauptstadt leben einige hundert Deutsche, Österreicher und Schweizer, höchst verschiedene Menschen: Da sind die Mitarbeiter europäischer Firmen, die in Südostasien aktiv sind, Top-Manager oder Ingenieure zumeist. Da sind Deutsche, die mit Einheimischen verheiratet sind. Und da gibt es auch Unglückliche, die als Touristen "gestrandet" sind, ihr Visum überzogen haben oder aus anderen, auch schlimmeren Gründen die Heimreise nicht mehr antreten konnten: Einige sitzen wegen Drogendelikten oder sonstiger Vergehen im Gefängnis. Viele davon gehören durch bewusste Entscheidung zur deutschsprachigen evangelischen Gemeinde, andere haben eine eher lose Verbindung dazu. Deshalb - und weil es einen starken Wechsel gibt - lässt sich die Mitgliederzahl auch nur ungenau benennen. Klaus Wesner, der in letzter Zeit viel mit dem Kirchenvorstand korrespondiert hat, spricht von 300 bis 400 Mitgliedern. Die Pfarrstelle wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen. Nun ist sie überraschend vakant: Der bisherige Pastor geht Ende Juli nach Deutschland zurück. Bevor die Stelle dann regulär wieder besetzt wird, suchte die EKD für eine Übergangszeit einen Vertreter.
Das kam Klaus Wesner gerade recht. "Es ist eine Herausforderung, auf die ich voller Freude und Neugier zugehe", sagt der 60-Jährige. Die asiatische Mentalität hat ihn auf einer vierwöchigen Chinareise sehr angesprochen: "Ich habe eine zielgerichtete, quirlige Lebenshaltung kennen gelernt, die mir sehr sympathisch ist." Doch auch das Rätselhafte, für Europäer schwer Verständliche an den Menschen Asiens reizt ihn: "Man zeigt seine Gefühle kaum - stattdessen ein stets freundliches Lächeln. Ich bin neugierig, etwas davon zu verstehen." Neugier und Arbeitslust sind die Triebfedern, mit denen er als Pastor, Seelsorger und wohl auch Gemeinde-Manager seinen Dienst antreten wird. Außer dem sonntäglichen Gottesdienst - "mit sozialer Funktion: Man bleibt anschließend meistens noch zum Essen zusammen" - gehören auch sechs Wochenstunden Religionsunterricht dazu. Wesner kommt für die zehn Monate im "Mini-Team" nach Bangkok: Die Erzieherin Inge Schwendowius wird ihn begleiten und, so ist es dem Kirchenvorstand vorgeschlagen, sich um die Kleinen in der Gemeinde kümmern. Was ihr vorschwebt, ist der Aufbau von Spielkreisen mit intensiver Elternarbeit. Bei den Gefängnisbesuchen, die ebenfalls zur Gemeindearbeit gehören, könnte sie sich der weiblichen Häftlinge annehmen, während Pfarrer Wesner männliche Gefangene besucht. Wichtig ist ihm außerdem der Kontakt zu den anderen christlichen Kirchen: Nicht nur zur deutschen katholischen Gemeinde, die es in der Zehn-Millionen-Stadt Bangkok ebenfalls gibt, sondern auch zur thailändischen Church of Christ, einer evangelisch-reformierten Kirche. Aber auch für das Gespräch mit der buddhistischen Religion, der in Thailand 90 Prozent der Bevölkerung angehören, interessiert sich der lutherische Theologe. All dies sind Möglichkeiten - "Man wird sehen, wie sich die Wirklichkeit gestaltet", meint der langjährige Gemeindepfarrer realistisch.
Wesner und Schwendowius werden ehrenamtlich tätig sein. Von der steuerpflichtigen Aufwandsentschädigung, etwa tausend Mark monatlich, die sie jeweils bekommen, könne man in Bangkok zwar keine großen Sprünge machen, aber für den Lebensunterhalt reicht es, hat man dem Vater von sechs Töchtern gesagt.
Sein Wirkungskreis wird nicht auf Bangkok und auch nicht auf Thailand begrenzt sein: Zu den Aufgaben gehört die Kontaktpflege zu den deutschen Gemeinden in den angrenzenden Ländern Birma und Kambodscha, die keine eigenen Pfarrer haben. Außerdem hat er den Auftrag, auch nach Vietnam die Fühler auszustrecken: Mit der deutschen Botschaft in Saigon soll er prüfen und herausfinden, ob die Gründung einer evangelischen Gemeinde dort sinnvoll und geboten wäre. Und den Termin des nächsten Pfarrkonvents aller deutschen evangelischen Seelsorger in Südostasien, der zu Silvester in Indonesien stattfindet, hat er bereits notiert. Klaus Wesner war von 1970 bis 1985 Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde Bergkirchen. 1975 wurde er Superintendent der Lutherischen Klasse (Kirchenkreis) der Lippischen Landeskirche, 1985 bis zu seinem Ruhestand 1999 gehörte er als Lutherischer Kirchenrat zur Kirchenleitung.

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