Verschiedene Blau-Töne machen den Reiz dieses Taufhemdes aus, das in der Ausstellung zu sehen sein wird.

„Auf dem Leib getragen“

Erstmalig in Deutschland: Taufhemden-Ausstellung in Detmold

Detmold. Künstlerisch gestaltete Taufhemden als Zeichen der Tauferinnerung sind ab Sonntag, 15. April, in Detmold im evangelisch-reformierten Gemeindehaus am Markt zu sehen. Die Ausstellung „Auf dem Leib getragen“ kommt aus den Niederlanden und wird erstmalig in Deutschland gezeigt.

Um 11 Uhr erfolgt die Eröffnungsfeier mit den Stiftern aus den Niederlanden: Die Künstlerinnen Jeannette de Wilde und Marijke Jager haben die Taufhemden entworfen und stellen die Exponate gemeinsam mit Pfarrer Coen Wessel aus Heerenveen vor, der die Idee zu der Sammlung hatte.

Burkhard Krebber, Pfarrer der ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost, hat den Kontakt zu seinem niederländischen Amtskollegen hergestellt und die Ausstellung nach Detmold geholt: „Ich erhoffe mir einen Impuls zur Neubeschäftigung mit dem alten Sakrament der Taufe.“ Um zum Nachdenken über die Taufbedeutung anzuregen, hat Pfarrer Krebber zusätzliche Gastreferenten gewinnen können. Mit Vorträgen, Konzerten und einer Hemdenschneiderei zum Mitmachen werden diese Theologen, Musiker und in der Gemeinde engagierte Textilhandwerkerinnen während der Ausstellungsdauer (bis Sonntag, 27. Mai) den Bedeutungshorizont von Taufe ausleuchten.

Die in Detmold ausgestellten Taufhemden sind aus Leinen. Getragen werden sie unter der Kleidung direkt auf der Haut. Pfarrer Krebber: „Diese zurückhaltende Art, auf ein äußeres Symbol der Frömmigkeit zu verzichten, entspricht der reformierten Glaubensüberzeugung.“ Auf den Hemden sind oftmals Symbole zu sehen, die auf Christus, Gott oder die Taufe verweisen. Sie versinnbildlichen, dass man Christus wortwörtlich angezogen hat. In diesem Sinne nehmen die Taufhemden den Apostel Paulus beim Wort, wenn er zu der frühchristlichen Gemeinde im kleinasiatischen Galatien über die Taufe spricht: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ (Galaterbrief 3,27).

Nach Überzeugung von Pfarrer Coen Wessel sind Taufhemden, anders als Taufkleider, etwas Neues. Er habe die tauferinnernden Hemden vor einigen Jahren „erfunden“ bzw. deren Ausdrucksmöglichkeiten entdeckt. Um ihre Bedeutungsvielfalt zu veranschaulichen, habe er die Künstlerinnen Marijke Jager und Jeannette de Wilde gebeten, einige ästhetisch ansprechende und vom Glauben inspirierte Taufhemden zu entwerfen. Die dann entstandenen 20 Exponate bilden den Kern der Ausstellung.

Das Taufhemd, erklärt Coen Wessel, greife zurück auf die Taufpraxis der alten Kirche, die das paulinische Bild, dass man Christus angezogen habe, nachgeahmt habe: „Die Täuflinge waren unbekleidet und wurden nach ihrer Taufe mit weißen Gewändern bekleidet. In unseren Kirchen sind diese Gewänder zu einem Taufkleid ritualisiert bzw. stilisiert worden.“ Taufhemden stärkten die christliche Identität der Träger in einer Zeit, in der das Christentum Schwierigkeiten mit dem Bewahren seiner Identität habe: „Das Taufhemd verbindet den Träger mit dem Herzen der christlichen Tradition.“ Man könne die Hemden tragen, wann immer man den Wunsch dazu verspüre: täglich, um sich im Alltag an den Glauben zu erinnern, oder auch bei besonderen Anlässen, zum Beispiel bei Gottesdienstbesuchen.

Am Abend vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung wird die Theologin Dr. Magdalene Frettlöh am Samstag, 14. April, um 19 Uhr im Gemeindehaus am Markt über die alte Formel „Eingetaucht in den Namen des dreieinigen Gottes: Taufe - Name - Raum“ sprechen. Ihr Vortrag richtet sich an theologisch Interessierte, die Freude daran haben, alte und fast vergessene Taufformeln wieder zu entdecken und in ihrer Bedeutungsfülle auszuloten. Am Gottesdienst in der Erlöserkirche am Markt am Sonntag, 15. April, um 10 Uhr werden Pfarrer Coen Wessel und die beiden Textilkünstlerinnen Marijke Jager und Jeannette de Wilde teilnehmen. Sie eröffnen unmittelbar im Anschluss die Ausstellung im benachbarten Gemeindehaus. Am Mittwoch, 18. April, 19.30 Uhr, ebenfalls im Gemeindehaus, fragt Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann: „Ich bin getauft auf deinen Namen! - Doch was folgt daraus?“ In seinem Vortrag will der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche selbstkritisch Stellung nehmen zur „Taufpraxis zwischen Kasualie und Sakrament“.

 

04.04.2007