Kippa, Kreuz und Kopftuch

Juden, Christen und Muslime trafen sich zum „Talk der Religionen“ in der Synagoge in Herford

Wir müssen reden: Mit Nihat Köse, Sabine Hartmann, Prof. Matitjahu Kellig, Anne Weber und Dieter Bökemeier. (von links)

Kreis Lippe/Herford. Die Tore zum Gelände der Herforder Synagoge standen weit offen, als sich Interessierte aus Herford und Lippe zum zweiten interreligiösen Gespräch in der Komturstraße trafen. Prof. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford/Detmold, begrüßte die Gäste im gut gefüllten Gemeindesaal mit Kippa, der typischen Kopfbedeckung für jüdische Männer vor allem bei religiösen Handlungen, und führte in das Thema des Abends ein.

Es ging um religiöse Zeichen und Kleidungsstücke, die sichtbar getragen werden und nicht selten für Gesprächsstoff sorgen. Nihat Köse, Öffentlichkeitsreferent des Islamischen Kommunikationszentrums in der Industriestraße in Detmold, verwies in diesem Zusammenhang auf den jüngsten gewalttätigen Übergriff eines Jugendlichen auf einen Kippaträger in Berlin. Zum Zeichen der Solidarität ebenfalls die Kippa auf dem Kopf, nahm er zu Pauschalisierungen über das Kopftuch Stellung: „Wer sagt eigentlich, dass Kopftuch tragende Musliminnen von Männern unterdrückt werden und unmündig seien? Meine Tochter trägt das Kopftuch freiwillig und fragt sich oft, warum andere ihr die freie Entscheidung absprechen.“

Ähnlich sahen es Dieter Bökemeier, der sich Wertschätzung und Respekt für religiöse Symbole wünscht, sowie Anne Weber, katholische Krankenhausseelsorgerin in Detmold und Dozentin an der Universität Paderborn: „Kopftuch, Kippa und Kreuz sind identitätsstiftend und kulturell verankert. Warum begegnen wir dem nicht mit mehr Respekt? Die religiöse Freiheit wird schließlich durch das Grundgesetz geschützt“, so Weber.

Dass religiöse Zeichen und Kleidungsstücke wegen ihres Wiedererkennungswertes gemeinschaftsstiftend seien, erläuterte Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen der Lippischen Landeskirche. Sie hatte kleine Kreuzanhänger an Gold- oder Silberketten dabei, die vielfach von Christen getragen würden.

Kantor Jakow Zelewitsch und Imam Adem Ünver umrahmten die Veranstaltung mit gesungenen Friedensgebeten. Insgesamt lebte das Gespräch auch von der aktiven Beteiligung vieler Gäste, die wechselnd auf den zwei freien Stühlen in der Diskussionsrunde Platz nahmen.

Die Veranstaltungsreihe, die zum interreligiösen Dialog beitragen möchte, wird am Montag, 1. Oktober, fortgesetzt. Der Veranstaltungsort wird noch in der Presse bekannt gegeben. Veranstalter sind die Lippische Landeskirche, das Islamische Kommunikationszentrum Detmold e.V., die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold und das Katholische Dekanat Bielefeld-Lippe.

05.07.2018

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