Wir müssen reden!
Talk der Religionen mit Christen, Juden und Muslimen
Persönliche Kontakte seien für die Verständigung wichtig: „Wir wollen nicht übereinander, sondern miteinander reden“, meinte Monika Korbach, Bildungsreferentin der Lippischen Landeskirche. Ein guter Einstieg sei das Thema Essen. „Juden essen ohne Bedenken das gleiche wie Muslime“, erklärte Prof. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford/Detmold. Sie ernährten sich im Unterschied zu Christen koscher. Gemeinsames Essen sei ein Zeichen der Gastfreundschaft und schaffe Vertrauen. Davon konnten sich die Gäste überzeugen, die sich am köstlichen Büfett bedienen durften, das in der islamischen Gemeinde vorbereitet worden war. Politisches Weltgeschehen bestimme leider den Umgang der Religionen. Der Konflikt in Israel-Palästina belaste zum Beispiel die Gespräche. Wenn es für Jerusalem eine friedliche Lösung gäbe, könnten sich Muslime und Juden besser begegnen, so Kellig weiter.
Oft bestünden Berührungsängste, das Gotteshaus der anderen zu betreten. Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Ökumene und Mission, betonte, dass es wichtig sei, Ängste, die jeder habe, auszusprechen. Wer zuhöre, versetze sich in den anderen und entwickle Empathie. Antisemitismus, Islamophobie und diffuse Überfremdungsängste würden aber heute leider zunehmen und von Populisten gezielt funktionalisiert.
Nihat Köse stellte der Islamophobie den islamischen Friedensgrundsatz gegenüber: „Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt - wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt.“ Anne Weber, katholische Krankenhausseelsorgerin in Detmold und Dozentin an der Universität Paderborn, wies darauf hin, dass ein Miteinander besser sei als ein Nebeneinander. Angst blockiere das gegenseitige Kennenlernen. Fremdes könne aber vertraut werden, wenn die gegenseitige Bereitschaft vorhanden sei, aufeinander zuzugehen. Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen der Lippischen Landeskirche unterstrich, dass es wichtig sei, Ängste zu bearbeiten und im nahen Umfeld damit anzufangen.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, in verschiedenen Gebetshäusern gegenseitig Verständnis zu wecken und zur Vertrauensbildung beizutragen. Veranstalter sind die Lippische Landeskirche, das Islamische Kommunikationszentrum Detmold e.V., die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold und das Katholische Dekanat Bielefeld-Lippe. Nach dem erfolgreichen Auftakt wird die Reihe am Mittwoch, 27. Juni, um 19.30 Uhr in der Synagoge in Herford fortgesetzt.
20.04.2018