Keine Alternative zum Gespräch

Religionslehrertag beriet Voraussetzungen des christlich-islamischen Dialogs

Tagungsleiter Pfarrer Tobias Treseler (Mitte) begrüßte als Hauptreferenten des Religionslehrertags die beiden Pfarrer Ralf Lange-Sonntag (links) und Horst Kannemann (rechts).

Kreis Lippe/Lage-Stapelage. „Es gibt keine Alternative zum Dialog und zum respektvollen Miteinander. Aber Trennendes muss beim Namen genannt werden.“ Mit diesen Worten ermutigte Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann rund 100 lippische Religionslehrerinnen und -lehrer, im Unterricht wie im schulischen Alltag einen christlich-islamischen Dialog zu fördern, aber dabei ihre christliche Identität nicht zu verschweigen, sondern zu bezeugen.

Mit seinem Aufruf zum Dialog eröffnete Dr. Dutzmann den Religionslehrertag der Lippischen Landeskirche, an dem am 22. November im Tagungshaus Stapelage 100 Religionspädagogen aller Schulstufen teilnahmen. Pfarrer Tobias Treseler hatte als Tagungsleiter und Schulreferent der Lippischen Landeskirche für das Treffen das Martin Luther-Zitat „Wir glauben all’ an einen Gott!?“ als Motto gewählt. Unter diesem Leitgedanken erörterten fachkundige Referenten zusammen mit den Religionslehrern biblische Grundlagen und praktische Anregungen für einen christlich-islamischen Dialog in Theologie und Schule.

Anhand zahlreicher Textzeugnisse aus Bibel und Koran legte Pfarrer Horst Kannemann (Gießen-Lützellinden) dar, dass sich Juden, Christen und Moslems gleichermaßen auf den Gott Abrahams berufen: Die Moslems leiten ihr Herkommen ab von Ismael, Abrahams Sohn aus dessen Verbindung mit seiner Dienerin Hagar. Für die jüdische und christliche Tradition ist Isaak von Bedeutung, Abrahams Sohn aus dessen Ehe mit seiner Frau Sara. Allen drei Religionen gemeinsam sei die Überzeugung, dass der dem Abraham zuteil gewordene Segen Gottes „exklusiv“ weder einer noch allen drei abrahamitischen Religionen gelte, sondern allen Völkern. Kannemann erläuterte, dass die christliche Kirche ganz bewusst eine Einheit von Altem und Neuem Testament sehe und sich damit in Beziehung zum Judentum und zum Islam stelle. Es gebe Anhaltspunkte, dass die Gemeinsamkeiten auch von Seiten des Islams so gesehen würden, sagte Horst Kannemann und verwies auf eine Koran-Sure, in der es heißt: „Unser Gott und euer Gott ist einer.“ Pfarrer Kannemann: „Im Kern können sich Judentum, Christentum und Islam verstehen. Es gibt eine ethische und theologische Verwandtschaft zwischen ihnen.“

Pfarrer Ralf Lange-Sonntag (Dortmund) führte in seinem Referat „Taugt Abraham als Integrationsfigur für den interreligiösen Dialog?“ aus, dass ein Gespräch zwischen den Religionen nur gelingen könne, wenn der jeweils Andersgläubige nicht abgewertet werde. Andererseits sollten sich die drei „Nachbarschaftsreligionen“ nicht gegenseitig anbiedern. Zu unterschiedlich seien die christlichen, jüdischen und islamischen Glaubensschwerpunkte, als dass man sie in eine „abrahamitische Oberreligion“ integrieren könne. Die Beschäftigung mit Abraham sei eine Möglichkeit, ein interreligiöses Gespräch zu beginnen und sie fördere die Dialogkompetenz. Sie sei auch sinnvoll hinsichtlich des eigenen Glaubens, dessen Grundlagen dann deutlicher würden.

23.11.2006