Was ist denn fair?

Vielfältiger Gottesdienst in Heiden zum Weltgebetstag

Reis für alle: Johanna Harms und Theresia Jungert verteilen Kostproben der Reisernte als kleine Geschenke. (von links)

Kreis Lippe/Lage-Heiden. Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen feiern jedes Jahr am ersten Freitag im März weltweit den Weltgebetstag. Die Liturgie für den Gottesdienst wird jeweils von Frauen eines anderen Landes erarbeitet, in diesem Jahr unter der Überschrift „Was ist denn fair?“ von Christinnen aus den Philippinen.


Im Gottesdienst in Heiden, der von Thorsten Schmidt am Klavier und Alexandra Schaller mit der Gitarre musikalisch begleitet wurde, erhielten die Besucher viele Informationen aus Sicht der Frauen.
Im Rollenspiel interviewte Alexandra Schaller als Reporterin Frauen auf dem Flughafen der philippinischen Hauptstadt Manila, die aus ihrem Leben berichteten und rund 50 Besucher im Alten Pfarrhaus Heiden an ihrem Schicksal teilnehmen ließen. Merlyn, Celia und Edithas Geschichten stehen für das Leben vieler Philippinas, die Opfer von häuslicher Gewalt sind und als Haushaltshilfen  ausgebeutet werden. Drei junge Frauen hatten eigens ein Klagelied aus Sicht ein „Müllkindes“ verfasst und es unter den Klängen einer Trommel eindrucksvoll vorgestellt. Der Alltag von Frauen und Mädchen ist auf den Philippinen von Abhängigkeiten und prekären Verhältnissen geprägt.

Pfarrerin Brigitte Fenner stellte in einem Bilderpuzzle das Titelbild des Weltgebetstages vor. Die Künstlerin Rowena „Apol“ Laxamana-Sta. Rosa, 32-jährige philippinische Mutter aus der ev.-methodistischen Kirche, nennt ihr Bild: „Ein flüchtiger Blick auf die philippinische Situation“. Frauen und ihre Lebenswelten sind bevorzugte Motive ihrer Malerei. Sie fängt die sozialen Gegensätze in vielen kleinen Szenen ein. Im Zentrum des Bildes steht eine rot-weiß gekleidete Frau als Justitia mit einer Waage, die nur zur Seite der Reichen ausschlägt. Sie teilt das Bild in eine reiche und arme Seite. Auf dem rechten Auge ist sie blind für die Armut. Sie muss sich den Schleier vom Auge nehmen, um alles zu sehen, damit eine gerechte Gesellschaft entstehen kann. Die Frauen aus den Philippinen stellen die Gerechtigkeitsfrage. In seiner Farbenpracht drückt das Bild jedoch auch etwas von der Stärke und Lebensfreude der Philippininnen aus.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die Bibelstelle von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16), die in einem Bibliodrama szenisch dargestellt wurde: Alle Arbeiter erhalten den gleichen, vorher ausgemachten und existenzsichernden Lohn. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange sie gearbeitet haben. Die Arbeiter, die länger gearbeitet haben, wollen mehr bekommen und protestieren. Es stellt sich die Frage: „Was ist denn fair?“
Eine traditionelle Praxis der philippinischen Landwirtschaft, „Dagyaw“, könnte eine Antwort geben. Dabei hilft das ganze Dorf ohne Lohnzahlung bei der Reisernte, um für alle Nutzen zu erzielen. Johanna Harms und Theresia Jungert verschenken Kostproben der Reisernte, die jeder Gottesdienstbesucher in kleinen Beuteln als Andenken mitnimmt. Einige Gäste nannten Beispiele aus eigener Erfahrung von erlebter Nachbarschaftshilfe wie das gemeinsame Heckenschneiden, Müllsammelaktionen oder Friedhofspflege.
Nach dem Gottesdienst kamen die Gottesdienstbesucher im Gemeindehaus bei einem Imbiss ins Gespräch oder kauften fair gehandelte Produkte des Weltladens Alavanyo (Detmold).

10.03.2017