Elternpraktikum: Nina (links) und Juliane (rechts) umsorgten die Babypuppen Lea und Kemal wie wirkliche Kinder.

Elternpraktikum für Mädchen

Evangelischer Mädchentreff Heiden lieh sich „Babys“ aus

Kreis Lippe/Lage-Heiden. „Den Stadtbummel mussten wir verschieben und eine Geburtstagsfeier konnten wir nicht besuchen.“ Die beiden 13jährigen Mädchen Nina und Juliane erlebten sehr anschaulich, wie ein Baby das Leben grundlegend verändert. Beide nahmen am vergangenen Wochenende(15./16. September) am 24-Stunden-Projekt „Probe fürs Elternsein“ teil und kümmerten sich rund um die Uhr um das „eigene Baby“ – die Babysimulatoren „Lea“ und „Kemal“.

 „Lea“ und „Kemal“ stammen aus dem Evangelischen Beratungszentrum der Lippischen Landeskirche. Dabei handelt es sich um zwei „Babysimulatoren“, die mit aufwändiger Elektronik ausgerüstet sind und realistisch den Tagesrhythmus eines Kleinkindes nachahmen. Mit unterschiedlichen Schreien fordern die computergesteuerten Babypuppen Füttern, Bäuerchen, Windelwechsel oder beruhigendes Wiegen. Sie können auch zufrieden glucksen oder sind ganz still, wenn sie schlafen. Für das Evangelische Beratungszentrum sind Lea und Kemal pädagogische Instrumente, um Jugendlichen eine möglichst realistische Elternschaftserfahrung mit all ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu vermitteln. Ein Elternpraktikum ermöglicht es den Heranwachsenden, innerhalb einer auf 24 Stunden begrenzten Zeitspanne zu erfahren, wie es wäre, ein eigenes Kind zu haben. Aufgrund dieses Erlebnisses sollen Jugendliche besser entscheiden können, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, selber Mutter oder Vater zu werden.

Schulen und Kirchengemeinden können sich die beiden Puppen Lea und Kemal für sexualpädagogische Projekte der Schulsozialarbeit bzw. der Mädchenarbeit im kirchlichen Raum ausleihen. Das Evangelische Beratungszentrum hat ein pädagogisches Begleitprogramm erarbeitet: „Probe fürs Elternsein: Minderjährige trainieren verantwortliche Säuglingspflege auf Zeit mit Babysimulatoren und vermeiden Schwangerschaften“.

Der Mädchentreff des evangelischen Jugendzentrums Heiden war jetzt lippeweit die erste Gruppe, die Lea und Kemal in der Praxis einsetzte. Diakonin Ute Schmutzler-Frohwitter hatte die 13- und 14jährigen Mädchen auf das Elternpraktikum vorbereitet. Schmutzler-Frohwitter: „Wir haben darüber nachgedacht, was ein Baby braucht und wie sich eine Mutter um ihr Kleinkind kümmern sollte. Wir haben uns auch damit beschäftigt, wie viel ein Körbchen, ein Kinderwagen, Strampler und Windeln kosten und was davon Eltern kaufen können, wenn ihnen 1000 Euro zur Verfügung stehen.“ Höhepunkt des Elternpraktikums war die Zeit mit Lea und Kemal. 24 Stunden kümmerten sich Nina und Juliane um die beiden „Säuglinge“; anschließend übernahmen zwei weitere 13jährige Mädchen aus Heiden, Anna-Lena und Sarah, die Fürsorgeverantwortung. Der gesamte Mädchentreff Heiden wird zur Abrundung des Elternpraktikums das Evangelische Beratungszentrum in Detmold mit seiner Schwangerschaftskonfliktberatung und die Detmolder Kinderklinik samt Babykörbchen besuchen.

19.09.2006