Frederic Clasmeier (links) und Pfarrer Dieter Bökemeier

Aktiv für Menschenrechte einsetzen

Marktplatzgespräche: Vortrag über die extreme Rechte in OWL

Kreis Lippe/Detmold. Im Februar demonstrierte eine kleine Gruppe der „Freien Bürgerwehr Lippe“ auf dem Detmolder Bahnhofsvorplatz gegen Flüchtlinge – ein Beispiel für das Agieren der extremen Rechten, das Frederic Clasmeier („Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in OWL“) und Jan Raabe („Argumente & Kultur gegen rechts e. V.“) im Vortrag „Die extreme Rechte. Szenen, Ideologie, Propaganda in OWL“ thematisierten.

In der Reihe Marktplatzgespräche hatten die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost und das Bildungsreferat der Lippischen Landeskirche in das Gemeindehaus am Markt in Detmold eingeladen. Ein „Extra“ der Reihe, wie Pfarrer Dieter Bökemeier betonte. Er kündigte an, dass der Abend durch eine Podiumsdiskussion am 28. Februar 2017 ergänzt werden wird, in der der Rechtspopulismus im Mittelpunkt stehen soll.

Clasmeier machte klar, dass die extreme Rechte durch rechtspopulistische Strömungen und aufkommenden Rassismus zu Aktionen und öffentlichen Kundgebungen – wie etwa die der „Freien Bürgerwehr“ – ermutigt werde. „Die extremen Rechten bewegen sich ja nicht im luftleeren Raum, sondern sie sind Teil der Gesellschaft und wirken in sie hinein“.

Immer auf der Suche nach Organisationsformen, in denen sie unbehelligt gesellschaftlich aktiv werden könne, verändere die extreme Rechte ihre Strukturen und „oft verbergen sich unter verschiedenen Namen die gleichen Strukturen und Leute“, stellte Clasmeier fest. „In OWL gibt es die Besonderheit, dass hier rechtsextreme Strukturen existieren, die schon seit Jahrzehnten bestehen“. Zum Kernbereich gehöre etwa eine Familie in Berlebeck, die bereits in dritter Generation beispielsweise durch die Organisation rechtsextremer Jugendcamps für Aufmerksamkeit sorge. Dazu gehöre ebenfalls die Szene um die seit langem aktive Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Das seien die 100-Prozentigen, die „Kultstatus genießen“, so Clasmeier und deren Vernetzung untereinander leicht erkennbar sei. Ihr rechtsextremes Weltbild, das auf Abgrenzung setze und „grundsätzlich Postulate der Gleichheit durchbrechen“ wolle, biete Parallelen zu den „Identitären“, deren Zentrum in Paderborn liege, den „Reichsbürgern“, oder auch zur ostwestfälischen AFD, die man dem rechten „Höcke-Flügel“ der AFD zurechnen könne, wie Jan Raabe ausführte.

„Es ist wichtig, dass die Gesellschaft sich dazu verhält“, meinte Jan Raabe. „Öffentlichkeit schaffen“, die „Verwaltung zur Auseinandersetzung mit rechtsextremen Strukturen zwingen“ und „rechtsextreme Ansätze nicht unter den Teppich kehren, um sie im Alltag verschwinden zu lassen“, seien Strategien gegen Rechtsextremismus und etwa bei der „Road Crew“ in Lage-Ehlenbruch erfolgreich gewesen, merkte er an. Frederic Clasmeier: „Das Beste gegen das Erstarken der Rechten ist eine Gesellschaft, die sich aktiv für Menschenrechte einsetzt“.        

28.10.2016