Zu ihrem Vortrag hatten die Kinder der Grundschule Lage-Billinghausen große Plakate gemalt. Sie zeigten Bilder von der heilen Natur des Paradieses, wie man sie auch in Tschernobyl gerne hätte.

Gedenkveranstaltung in der Christuskirche

Für die Opfer und Leidtragenden der Tschernobylkatastrophe vor 20 Jahren

Kreis Lippe/Detmold. Mit einer Gedenkveranstaltung in der Detmolder Christuskirche erinnerten am Mittwochabend neun lippische Tschernobyl-Initiativen aus dem Kreis Lippe, darunter auch mehrere kirchliche Gruppen, an die Opfer und Leidtragenden der Tschernobylkatastrophe vor 20 Jahren. Das bemerkenswerte musikalische Programm des Abends gestalteten unter anderem Kinder und Jugendliche aus Lippe sowie aus Minsk und Mosyr in Weissrussland.

Jekaterina Kolomyssewa, Jekaterina Duda, Rosa Assanonowitsch und Irina Ljach aus Minsk spielten Werke von Bach, Boccherini und Iwanow auf Instrumenten, die bei uns eher selten in Zusammenhang mit klassischen Werken zu hören sind: Akkordeon und Zymbal. Besonders das Ave Maria berührte die Zuhörer, die es in dieser Instrumentierung sicherlich noch nicht gehört hatten.

Die Kinder der Grundschule Lage-Billinghausen sangen unter der Leitung von Sonja Weidhase. Sie hatten außerdem große Plakate mitgebracht, die Bilder von der heilen Natur des Paradieses zeigten, wie man sie auch in Tschernobyl gerne hätte. Das Lied „Für die Kinder von Tschernobyl“ wurde gemeinsam mit den Gästen aus Mosyr gesungen. Es bildete eine Brücke zwischen den deutschen Kindern und den Gästen der Schule 13 in Mosyr, die für ihre Liedvorträge unter der Leitung von Jewa A. Bobr viel Beifall bekamen.

Eva Balke von der Arbeitsgruppe Tschernobylkinder der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-West wies darauf hin, dass von offizieller Seite aus Weissrussland noch immer nicht zugegeben worden sei, wie hoch der Schaden – auch im Hinblick auf die Zukunft – wirklich sei. Messdaten und objektive Berichte müssten stattdessen heimlich weitergegeben werden, da die Aufklärenden für diese Weitergabe mit Gefängnisstrafen zu rechnen hätten. „Man wollte zur Tagesordung übergehen“, so Balke. Sie machte deutlich, dass die Ferienkinder, die regelmäßig nach Lippe kommen, ein geschwächtes Immunsystem haben, bei dem sich selbst eine einfache Erkältung erfahrungsgemäß schnell zur Lungenentzündung ausweite. Balke: „Tschernobyl ist nicht überwunden!“ Den Höhepunkt der Veranstaltung bildeten die Grüße aus Mosyr: verdiente ehrenamtlich Mitarbeitende aus Lippe erhielten Auszeichnungen des Bürgermeisters der Stadt. Sie betonten, dass sie die Arbeit für die Kinder von Tschernobyl nicht ohne viele weitere Helfer und vor allem nicht ohne die Gastfamilien, die die Ferienkinder aufnehmen, leisten könnten. Mit dem Dachkammerchor Wöbbel unter der Leitung von Theo Wedding klang der Abend mit dem gemeinsam gesungenen Friedenskanon „Nach dieser Erde“ harmonisch aus.

28.04.2006