Führung mit Achtung und Herzlichkeit
Prof. Dr. Rainer Dollase auf der Schulleiterbegegnungstagung der Lippischen Landeskirche
Der Bielefelder Hochschullehrer skizzierte als pädagogische Aufgabe der Zukunft, Jugendliche „auch auf das Verlieren“ vorzubereiten. Vor dem Hintergrund des tagesaktuellen Hilferufes der Lehrerschaft der Berliner Rütli-Schule warb der Leiter des Uni-Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung für einen „autoritativen Führungsstil“. Nur wer als Lehrer oder Lehrerin vor der Schulklasse glaubwürdig, konsequent und zugleich anteilnehmend auftrete, dessen Wertekanon werde von den Schülern als aufrichtig und authentisch akzeptiert. Zwar lernten Kinder und Jugendliche auch voneinander und aus den Medien, doch es sei eine aus der Evolution her bekannte Tatsache, dass eine erwachsene Bezugsperson für Heranwachsende von großer Bedeutung sei. Allerdings seien Lehrer nicht alleinverantwortlich für Bildung und Erziehung. Die Familiensituation, der Freundeskreis, das weitere soziale Umfeld und Vorbilder aus der Medienwelt seien zusätzliche Einflussfaktoren. Prof. Dollase: „Im Grunde erziehen wir alle die Jugendlichen.“ Problematisch werde die Wertevermittlung dann, wenn Lehrer auf eine Art und Weise unterrichteten, die den Schülererwartungen nicht entspreche. Schüler erwarteten, so Dollase, einen „gesteuerten, reibungslosen und schwungvollen Unterricht.“ Pädagogen, die es verständen, einen solchen Unterricht im Schulalltag zu verwirklichen, würden akzeptiert. Auf Ablehnung beziehungsweise Desinteresse würden solche Lehrer stoßen, die sich als späte Vertreter einer „antiautoritären Erziehung“ begriffen, Frontalunterricht prinzipiell ablehnten und Fragestellungen im Unterricht gerne überproblematisierten. Prof. Dollase: „Viele Dinge sind eben nicht Ansichtssache, sondern sie sind so, wie sie sind.“
Der Bielefelder Bildungsforscher vertrat die Auffassung, dass das „Gesamtniveau der Gewalt“ an den deutschen Schulen im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren nicht gestiegen sei. Auch damals hätten sich Schüler untereinander geprügelt. Die jetzige Situation unterscheide sich jedoch insofern von jener Zeit der Halbstarken, als sich gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen heute auf Schulen mit einem hohen Ausländeranteil konzentrierten. In Gänze könnten das weder ein
06.04.2006