Als „Reiseführerin Nofretete“ stellte Brigitte Fenner (rechts) zusammen mit Maria Beineke-Koch (links) das im Bodenbild symbolisierte Land Ägypten vor. Im Hintergrund mit einem „Regenmacher-Instrument“ Nicole Bernardy, Susanne Tono und Annette Wolf (von links).

Ägypten im Umbruch

Vorbereitung auf ökumenischen Weltgebetstag am Freitag, 7. März

Kreis Lippe/Lage. Die in der Bibel berichtete Bitte, dass sich Frieden und Gerechtigkeit Bahn brechen sollen wie „Wasserströme in der Wüste“, ist das Motto des ökumenischen Weltgebetstags. Er wird am Freitag, 7. März auch in Lippe gefeiert. Rund 50 Frauen verschiedener Konfessionen bereiteten sich im Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Lage auf den Weltgebetstag vor. Die Liturgie haben Christinnen aus Ägypten erarbeitet.

Der Weltgebetstag 2014 werde deutlicher als sonst eine politische Note besitzen, erklärte Brigitte Fenner, Pfarrerin für Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche. Gemeinsam mit den Pfarrerinnen Susanne Tono (ev.-ref. Oerlinghausen) und Nicole Bernardy (ev.-methodistische Kirchengemeinde Lage) sowie Kirchenmusikerin Annette Wolf und der katholischen Dekanatsreferentin Maria Beineke-Koch gab sie theologische Hinweise zur Gestaltung der Gottesdienste.
Das Vorbereitungsteam lenkte aber auch den Blick auf die soziale, politische und religiöse Lage in Ägypten.
Die mit dem „Arabischen Frühling“ und dem Aufbegehren großer Teile der ägyptischen Bevölkerung verbundenen Hoffnungen würden den inhaltlichen Schwerpunkt des Weltgebetstags bilden. Dass Christen und Muslime, Frauen und Männer gemeinsam für politische Freiheit und soziale Gerechtigkeit protestiert hätten, habe vielen Menschen Hoffnung gegeben. Mit Blick auf die damaligen Forderungen werde der Weltgebetstag nach der jetzigen Situation fragen. Die Gottesdienste am 7. März werden den Blick vor allem auf die ägyptischen Frauen richten.
Susanne Tono berichtete, dass der zweimalige politische Umbruch im Land am Nil in den Jahren 2011 und 2013 auch von Frauen mitgetragen worden sei. Sie hätten sowohl gegen eine politische als auch eine islamistische Bevormundung aufbegehrt und sich einen Neuanfang in Freiheit und Gerechtigkeit gewünscht.
Christen in Ägypten machen etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus, erläuterte Maria Beineke-Koch. Sie hätten sich von der Revolution eine „christliche Religionsausübung in voller Freiheit“ erhofft. In dieser Hinsicht habe die Herrschaft der konservativen Muslimbrüder während der Präsidentschaft Mohammed Mursis (2012 bis 2013) allerdings keinerlei Fortschritte gebracht.
Nicole Bernardy zog ein ähnliches Fazit. Der mit der ägyptischen Revolution verbundene Wunsch vieler Frauen nach einer Gleichberechtigung habe sich bisher nicht erfüllt. Im Gegenteil: Nach der Absetzung der Mubarak-Regierung habe die Muslimbruderschaft alles daran gesetzt, um Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen und auf „Heim und Herd“ zu beschränken. Weil die Revolution in Ägypten noch nicht abgeschlossen sei und die aktuelle Entwicklung dort sich teilweise förmlich überschlage, könne man momentan nicht wissen, wohin der Weg des „Arabischen Frühlings“ führe. Zumindest die Frauen des ägyptischen Weltgebetstagskomitees würden alles in ihren Kräften stehende tun, dass aus der Bitte um „Wasserströme in der Wüste“ eine Verheißung werde.
 

23.01.2014