Andrea Neitzel von der Gleichstellungstelle des Kreises Lippe, Ursula Resack von der Lebenshilfe, Monika Korbach von der Evangelischen Frauenarbeit und Referentin Antje Schrupp (von links).

Keine Angst machen lassen

Journalistin Antje Schrupp im Detmolder Frauensalon

Detmold. „Nicht zu viel Angst machen lassen und die Vorteile sehen“ - über die Chancen des demografischen Wandels für die Gesellschaft hat Antje Schrupp im Detmolder Frauensalon gesprochen. Die Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Philosophin stellte am Mittwoch (24.10.) ihr Buch „Methusalems Mütter“ vor. Die Evangelische Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche, Pro Familia Lippe und die Gleichstellungsstelle des Kreises Lippe hatten in das Café unErwartet im Bahnhof eingeladen. Rund 50 Frauen nahmen daran teil.

Antje Schrupp riet zur Gelassenheit im Umgang mit dem demografischen Wandel: „Die einzige Alternative zum Älterwerden ist es, jung zu sterben!“. Die Menschen blieben heute im Schnitt länger gesund. Die Lebenserwartung sei gestiegen. Dies sei etwas Positives, betonte sie.
Dennoch sei es notwendig, sich auf die prognostizierten Entwicklungen einzustellen, etwa in der Sozialpolitik. Zudem müsse die Gesellschaft Abschied nehmen vom bisherigen Menschenbild, von Vorurteilen und Rollenerwartungen an bestimmte Altersgruppen. Dazu gehöre auch, zu lernen, dass jeder in bestimmten Phasen seines Leben auf Hilfe von anderen angewiesen sei – wenn auch in unterschiedlichem Ausprägungen. Das Altern sei individueller geworden: „Jeder hat andere biografische Erlebnisse, die sein späteres Leben prägen.“
Daher halte sie es zum Beispiel für schwierig, die grundsätzlich sinnvolle Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 festzulegen, sagte die Referentin. Arbeitnehmer seien in diesem Alter unterschiedlich fit. Zudem gelte es zu berücksichtigen, wie belastend ein Beruf sei, den jemand ausübt. „Niemand sollte aufgrund seines Alters in eine Schublade gesteckt werden“, forderte Antje Schrupp weiter. „Wenn wir die Welt so einrichten können, dass alte Menschen gerne in ihr leben, dann ist es für alle Menschen eine gute Welt“, resümierte sie. Frauen seien aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Emanzipation Expertinnen, diese Veränderungen in der Gesellschaft mit zu gestalten.
Die in Frankfurt am Main lebende Autorin und Internetbloggerin Antje Schrupp (48) gilt als Vertreterin der Mailänder Frauenbewegung. Sie sei eine Querdenkerin, erklärte die landeskirchliche Bildungsreferentin Monika Korbach. Bei dem Begriff „demografischer Wandel“ machten die meisten Menschen sorgenvolle Gesichter. „Nicht aber Antje Schrupp“.
Monika Korbach würdigte auch den neuen Standort des seit 2003 bestehenden Frauensalons, der zum ersten Mal im Café unErwartet, einer Einrichtung der Lebenshilfe, stattfand. „Dieser Raum hat eine ganz eigene Atmosphäre.“ Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Monika Haas (Akkordeon) und Johannes Stute (Gambe).
 

26.10.2012