Die internationalen Gäste der Lippischen Landeskirche kamen in Detmold auf dem Marktplatz mit Menschen ins Gespräch.

Die Bibel ist aktuell

Über „andere sichten“ ins Gespräch kommen

Kreis Lippe. Sie waren im Rewe-Markt in Augustdorf, auf dem Marktplatz in Detmold oder auch vor einer Apotheke in Almena: Christen aus aller Welt sind mit Menschen in Lippe über die Bibel ins Gespräch gekommen. Das Fazit, das die Beteiligten an der Aktion „andere sichten“ zum Abschluss ziehen, ist positiv.

Arm und Reich, Heil und Heilung, Eigenverantwortung und Solidargemeinschaft, Leistungsdruck und Entschleunigung: Zwei Tage lang haben die internationalen Gäste der ökumenisch-biblischen Partnerschaftsbegegnung der Lippischen Landeskirche sich in vier Gruppen auf diese Themen vorbereitet. Sie haben Bibeltexte ausgewählt, christliche Sichtweisen zusammengetragen und überlegt, wie man am besten in der Öffentlichkeit, außerhalb von Kirchen und Gemeindehäusern, damit auftritt.

Von Donnerstag bis Samstag (31.-02. April) war es dann soweit, es ging raus, mitten unter die Menschen in Lippe. So wie auf den Marktplatz in Detmold: Ein Banner „andere sichten“ weht im Wind, gelbe Luftballons mit der Aufschrift „Einer für Alle für einen?“ schweben über Holzbänken und Tischen, auf denen Kekse, Kaffee und Tee bereitstehen. Aus Lautsprechern erklingen Verse aus der Bibel. Eine Gruppe von Kindern aus der Grundschule Reelkirchen trommelt. „Das ist unser Konzept, dass wir die Menschen einladen, stehen zu bleiben und mit ihnen ins Gespräch kommen“, erklärt Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen der Lippischen Landeskirche. Und wirklich: Menschen kommen, angelockt vom Trommeln der Kinder. Gäste der Lippischen Landeskirche aus Togo, Polen und Rumänien sprechen immer wieder Frauen und Männer, Ältere und Jüngere an, fragen sie nach ihrer Meinung zu einem Stichwort. Zum Beispiel, ob sie meinen, dass es mehr Steuern für den Sozialstaat geben sollte. Dann zeigen sie ein Bibelzitat, das dazu passt. Und die Detmolder Bürger lassen sich darauf ein, niemand ist unfreundlich oder wendet sich ab. Manche zeigen sich im Gespräch enttäuscht von Kirche. Kirche solle sich mehr einbringen in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen. Andere erzählen, dass sie gläubig sind, ihren Glauben aber nicht im Raum der Institution Kirche leben. Und einige sind überrascht, als ihnen ein Zitat vorgelesen wird, das auf die heutige Zeit passt und dann erfahren, dass es aus der Bibel stammt. „Die Bibel ist aktuell, das wollen wir zeigen“, erklärt Attila Batizán, der aus der reformierten Kirche Rumäniens (Siebenbürgen) nach Lippe gekommen ist.

Ähnliche Erfahrungen machen die Gruppen auch in Augustdorf im Rewe-Markt, in der Apotheke in Almena, im Klinikum Lippe-Detmold und im Sportpark Detmold. Mit dabei sind Christen aus Polen, Rumänien, Ungarn, Litauen, Liechtenstein, Indien, Ghana, Togo, Südafrika und Kamerun, aus Partnerkirchen der Lippischen Landeskirche oder vermittelt durch die Norddeutsche Mission, die Gossner Mission und die Vereinte Evangelische Mission. Mit Gesang, mit Trommeln oder mit Hilfe von Aktionskünstler Jens Heuwinkel wird Aufmerksamkeit geweckt, um dann mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Für die Lipper ist dies ungewohnt und nicht selten eine Überwindung. Sabine Hartmann lacht: „Erst habe ich gesagt, ich kann es nicht, aber dann habe ich doch Menschen angesprochen.“ Ähnlich war die Erfahrung von Heike Albrecht: „Ich habe in diesen Tagen gelernt, den Glauben nach außen zu bekennen und dass die Menschen gar nicht ablehnend darauf reagieren.“

Darin sind sich alle einig, die Tage waren bereichernd: „Dass es möglich ist, mit einer Gruppe von Menschen aus 12 Ländern gemeinsam die Bibel ins Gespräch zu bringen, ist faszinierend“, meint Pfarrerin Claudia Ostarek, Vorsitzende der Kammer für Weltmission Ökumene und Entwicklung der Lippischen Landeskirche. Keine einmalige Aktion, hofft Landessuperintendent Dr. Dutzmann: „Die vergangene Woche ist nicht nur ein Beispiel für geglückte Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen. Ich bin gewiss, dass Gott uns zusammengeführt hat und wir auch künftig nicht davon lassen werden, weiter von Gott zu reden.“

04.04.2011